16.7.1952

Der Fall Walter Linse beschäftigt die Bundesregierung

Stand
Autor/in
SWR2 Archivradio
Moderator/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Menschenraub im Kalten Krieg: Entführt nach Ostberlin (6)

Eine Woche nach der Entführung ist der Fall Walter Linse Thema im Bundestag. Dort nimmt der Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen Jakob Kaiser (CDU) Stellung und kündigt am 16. Juli 1952 stärkere Schutzmaßnahmen an der deutsch-deutschen Grenze an.

Im Bild: Der Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen (CDU), Jakob Kaiser, in einer Aufnahme aus den 1950ern

8.7.1952 Augenzeugen zur Entführung von Dr. Walter Linse

8.7.1952 | Entführt nach Ostberlin (4) | Dr. Walter Linse, Mitarbeiter des Untersuchungsausschusses freiheitlicher Juristen, wird vom Staatssicherheitsdienst (SSD) aus seiner Wohnung in Berlin-Lichterfelde in die DDR verschleppt. Zwei Augenzeugen schildern ihre Beobachtungen und Reaktionen auf die Ereignisse.

10.7.1952 Protestkundgebung gegen Menschenraub

10.7.1952 | Entführt nach Ostberlin (5) | Zwei Tage nach der Entführung von Walter Linse findet auf dem Rudolph-Wilde-Platz in Berlin eine große Solidaritätskundgebung statt. Ein Kollege von Linse fordert angesichts des Vorfalls ein Recht auf freien Waffenbesitz, um sich vor Entführungen zu schützen. Wir hören außerdem den CDU-Politiker Franz Amrehn sowie den Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter (SPD).

16.7.1952 Verstärkter Grenzschutz an der Havel

16.7.1952 | Entführt nach Ostberlin (7) | Als Folge der Entführung von Walter Linse und anderer Fälle von Menschenraub werden nicht nur Schlagbäume an der Zonengrenze errichtet. Auch in den Berliner Gewässern werden die Grenzschutzmaßnahmen verstärkt. Ein Reporter berichtet von einer Fahrt auf der Havel bei der Pfaueninsel kurz vor Potsdam.

13.11.1952 Polizei fasst die Entführer von Walter Linse

13.11.1952 | Entführt nach Ostberlin (8) | Der Berliner Polizeipräsident Stumm verkündet, dass die Entführer von Walter Linse gefasst seien. Er nennt die Namen mitsamt der Adresse. Völlig unklar ist zu diesem Zeitpunkt das Schicksal Walter Linses. Erst Jahre später erfährt die Öffentlichkeit: Er wurde nach der Entführung nach Moskau gebracht, dort zum Tode verurteilt und im Dezember 1953 erschossen.

4.6.1954 Menschenraub-Prozess gegen die Entführer von Walter Linse

4.6.1954 | Entführt nach Ostberlin (9) | Im Juni 1954 steht Kurt Knobloch vor Gericht, einer der Entführer des Rechtsanwalts. Vor der Zweiten Großen Strafkammer in Moabit schildert er seine Version, wie die Entführung vonstatten ging. Vernommen wird außerdem der Zeuge Horst Brüggemann.

6.4.1955 Stasi entführt und erpresst West-Journalisten des RIAS

6.4.1955 | Entführt nach Ostberlin | 1955 werden Fälle bekannt, in denen die Stasi Journalisten aus West- nach Ostberlin verschleppt oder zu erpresst.
Ende März 1955 etwa versucht der Stasi-Agent Gerhard Beck, die RIAS-Mitarbeiterin Lisa Stein zu entführen. Der RIAS war der Rundfunk im amerikanischen Sektor. Beck kannte Lisa Stein und gab ihr in einem Café eine mit Scopolamin vergiftete Praline, die sie betäuben sollte. Der Anschlag misslang, weil das Gift nicht sofort wirkte. Am 2. April – beim Versuch, einen anderen RIAS-Mitarbeiter zu entführen – wird Gerhard Beck verhaftet. Am 6. April berichtet der RIAS ausführlich über diesen und andere Fälle. Die Sendung beginnt mit einem Appell von RIAS-Programmdirektor Eberhard Schütz .
Tags darauf erfolgt die Antwort des DDR-Rundfunks – in Form einer Glosse, die die Empörung in Westberlin ins Lächerliche zieht. Der Kommentator greift dabei auch den Fall des erfolgreich von der Stasi entführten Journalisten Karl Wilhelm Fricke auf, dann geht er auf die anderen Fälle von entführten und erpressten Journalisten ein.

16.6.1961 Heinz Brandts Frau über die Verschleppung ihres Mannes

16.6.1961 | Entführt nach Ostberlin (12) | Drei Wochen nach der Entführung von Heinz Brandt am 16. Juni 1961 äußert sich seine Frau und spekuliert über die Gründe der Stasi.

27.6.1961 DGB und IG Metall fordern Heinz Brandts Freilassung

27.6.1961 | Entführt nach Ostberlin (11) | Auf dem Gewerkschaftstag der ÖTV am 27. Juni 1961 informiert der DGB-Vorsitzende Willi Richter über den Stand der Dinge im Entführungsfall Heinz Brandt und verurteilt das Vorgehen der DDR-Regierung.

3.6.1964 Heinz Brandt ist befreit und berichtet von seiner Verschleppung

3.6.1964 | Entführt nach Ostberlin (13) | Drei Jahre nach seiner Entführung wird Heinz Brandt freigelassen. In einer Pressekonferenz schildert er seine Entführung und Gefangennahme.

Archivradio-Gespräch Menschenraub im Kalten Krieg

Bis zum Mauerbau 1961 ließ die Stasi in West-Deutschland Hunderte von Personen entführen: Regime-Gegner, abtrünnige SED-Funktionäre, Flüchtlinge, mutmaßliche Agenten.

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