Bei der Olympiade 1908 ruderte er im Achter des britischen Teams, zu einer Zeit, als er in Frankfurt Komposition studierte: der in Australien geborene Komponist Frederick Kelly, der während des ersten Weltkriegs mit 35 Jahren beim Erstürmen eines deutschen Maschinengewehr-Nestes viel zu früh starb und dessen Musik völlig in Vergessenheit geriet.
Frederick Kelly: ein kurzes Komponisten-Leben
Frederick Septimus Kelly (1881 - 1916), geboren und aufgewachsen in Sydney, war auf dem Weg, einer der bedeutendsten australisch-englischen Komponisten zu werden. Doch fiel er im Ersten Weltkrieg - in britischer Uniform - in der erbittert geführten Schlacht an der Somme.
Als Sohn aus reichem australischem Haus, ausgebildet in England als Absolvent in Eton und Oxford, fühlte er sich eher in Großbritannien zu Hause, sowohl in musikalischer als auch in sportlicher Hinsicht: Im Jahr 1908 gewann er bei den Olympischen Spielen in London mit dem Ruder-Achter die Goldmedaille und war seitdem mehr als Sportler denn als Musiker bekannt.
Er vollendete sein Streichtrio im Sommer 1911 in Australien, während seiner einzigen Konzertreise in seinem Heimatland, und führte das Werk im selben Jahr erstmals in Sydney auf.
Kelly und die „Frankfurt Group“
Als bereits hervorragender Pianist und angehender Komponist ging Kelly 1903 von Oxford aus nach Deutschland und studierte bei Iwan Knorr am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt Komposition und Kontrapunkt, neben anderen Mitgliedern der sogenannten „Frankfurt Group“.
Seine Beiträge zur Soloklavier-Literatur, obwohl weitgehend als Miniaturen (op. 9 und op. 11) konzipiert, gelten als bedeutender Beitrag zum romantischen Klavierrepertoire, beeinflusst durch Frédéric Chopin und Alexander Skrjabin.
Einflüsse seiner englischen Zeitgenossen Edward Elgar, John Ireland oder Ralph Vaughan Williams sind in seiner Musik genauso zu bemerken wie seine Vertrautheit mit Johannes Brahms und Robert Schumann. Seine bis heute bedeutendste und meistgespielte Komposition, die wundervolle Streicher-Elegie, wurde auch zu seiner Beerdigung im Jahr 1916 aufgeführt
Werke, die bald in Vergessenheit gerieten
Die Uraufführung des Streichtrios fiel in eine Zeit, da Kelly sowohl in Australien als auch in England vor allem als Pianist bedeutender Werke von Johann Sebastian Bach über Johannes Brahms bis zu Claude Debussy und Alexander Skrjabin große Erfolge feiern konnte. Seine eigenen Werke gerieten aber auch dort bald in Vergessenheit, und in Deutschland standen sie bis heute fast nie auf den Programmen.
Das Trio ist klassisch in vier Sätzen angelegt und steht ganz in der Tradition von Brahms und seinem Umfeld. Die Romanze besticht durch schöne Melodik und einen delikaten, klangvollen Streichersatz, und das Scherzo ist ein feuriges Presto con fuoco mit ruhigerem Mittelteil.
Im Finale sind nicht nur Brahms-Anklänge durchhörbar, sondern auch der von der Volksmusik inspirierte Stil britischer Komponisten, was dem Stück eine faszinierend große musikalische Bandbreite verleiht.
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