Album-Tipp

„Überragend gut“: Dvoráks Klaviertrios – Solist:innen als Einheit

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Christoph Vratz
Christoph Vratz
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Sebastian Kiefl

Klaviertrios sind meist feste Gebilde: Ensembles wie das Trio Wanderer oder früher das Beaux Arts Trio zeigen schon im Namen an, dass sie zusammengehören. Jetzt ist eine Aufnahme der vier Klaviertrios von Antonin Dvorák erschienen, bei der die Formation die Namen der Solisten trägt: Veronika Jarůšková an der Geige, der Cellist Peter Jarůšek und Boris Giltburg am Klavier.

Bekannte Gesichter

Antonín Dvořák ist bereits knapp Mitte der 30, als er seine ersten bahnbrechenden Werke komponiert, darunter auch das erste Klaviertrio, ein Werk, das ungemein reich ist an melodischen Einfällen und zarten Schattierungen.

Bereits vor rund sechs Jahren hat der Pianist Boris Giltburg mit großem Erfolg Dvořáks Klavierquintett an der Seite des Pavel Haas Quartetts aufgenommen. Jetzt legt er mit zwei Mitgliedern dieses Ensembles die vier Klaviertrios vor.

Höhepunkt der Aufnahme: die langsamen Sätze

Mit jedem Satz wächst die Lust an dieser Einspielung. Denn das Trio mit Boris Giltburg am Klavier, Geigerin Veronika Jarůšková und Cellist Peter Jarůšek liefert alles, was packendes Dvořák-Spiel auszeichnet: die Kraft zur Attacke, die Lust am Schwärmerischen, melodischen Schwung und das Moment des Rhapsodischen – und all das ohne dabei zu überdrehen.

Hinzu kommt eine besondere Feinheit in den leisen Abschnitten. Man hört nicht die bloße Übertragung von Noten, sondern das Auf- und Erleben in Form von Klängen mit hoher Empfindsamkeit. So werden besonders die langsamen Sätze zu Höhepunkten dieser Aufnahme.

Umschwung innerhalb weniger Takte

Das bekannteste der vier Dvořák-Trios ist das „Dumky“-Trio mit seinem balladenhaften Charakter. Gleich die ersten Takte, gemessen im Tempo und fast entrückt im Gestus, vereinigen Melancholie und Trost.

Boris Giltburg, Veronika Jarůšková, Peter Jarůšek - Antonín Dvořák: Dumka No. 6 Op. 90 (official)

Die drei Solisten lassen sich nicht eilen. Als wollten sie jede Finesse, die Dvořák ihnen bietet, mitnehmen und entsprechend auskosten. Umso eindringlicher wirken daher auch die plötzlichen Umschwünge, wenn aus fast atemloser Stille oder aus tiefer Traurigkeit unvermittelt eine Fröhlichkeit oder eine Form von Vitalität entsteht, die man nur wenige Takte zuvor nicht für möglich gehalten hätte.

„Überragend gut“

Veronika Jarůšková, Peter Jarůšek und Boris Giltburg gelingt es immer wieder, das Gefühl von Sehnsucht hervorzurufen. Die Sehnsucht nach Glück, Idylle, Freude, Ausgelassenheit, Schwung und Eleganz – und das immer im Wissen darum, dass all dies ohne die jeweilige Kehrseite kaum möglich wäre.

Es gibt nicht überragend viele Einspielungen aller vier Klaviertrios von Antonín Dvořák, und noch weniger überragend gute. Diese neue Aufnahme zählt zweifellos dazu.

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