Barbi Marković, 1980 in Belgrad geboren und heute in Wien lebend, erzählt in ihrem neuen Prosaband auf ziemlich skurrile Weise vom Grauen, das ein binationales Duo im Alltag immer wieder heimsucht. Mini und Miki leben in Wien, eine Stadt, die Marković in einem Rundfunkgespräch mit Entenhausen verglichen hat. Alles scheint da hübsch anzuschauen, aber die Oberfläche trügt.
Im Grunde enthüllt „Minihorror“, was Disney verschweigt. Es können Kleinigkeiten sein, die eine Situation unwirklich erscheinen lassen. Die sogenannte Wirklichkeit löst jedenfalls ständig surreale Fantasien aus. Oft wissen die auf sympathische Weise charakterlosen Charaktere nicht einmal mehr, ob sie noch leben oder doch nur träumen.
Die Ausgangssituationen für diesen alltäglichen Horror kommen einem bekannt vor: Wer wünscht sich beim ermüdenden Supermarkt-Einkauf zur Abwechslung nicht mal ein Fertiggericht, das „alle Sinne umhauen wird“? Mini jedenfalls hat eine genaue Vorstellung, was im Regal fehlt: „Ein glitzernder, im Mund explodierender Pizzaburger würde sie auf jeden Fall neugierig machen.“
Interessanterweise führen die Knalleffekte in Markovićs literarischen Miniaturen dazu, die Zerbrechlichkeit der Figuren besser nachzuvollziehen. Der Jux wird zu einem Denkprozess; es gehört zu der außergewöhnlichen Sprachkunst der Autorin, dass sie Witz und Wahn unmittelbar verschränkt.
Marković formuliert aus dem Frust über kleine und große Zumutungen des Alltags keine moralinsaure Anklage, sie treibt Minis Horror vielmehr auf die ironische Spitze. Und es entsteht: poetischer Pop.