Helon Habila wurde in Nigeria geboren, lebt seit 2001 in den USA, war aber in den Jahren 2013/2014 als DAAD-Stipendiat in der deutschen Hauptstadt. So beginnt auch „Reisen“ mit der Ankunft eines nigerianischen Akademikers in Berlin. Er begleitet seine amerikanische Frau, die mit einem Stipendium an einem Kunstprojekt über Migranten arbeitet.
Der Erzähler bemerkt, dass seine eigene Biografie und sein eigenes Denken sich nicht so einfach abtrennen lässt von den schmerzhaften und schrecklichen Geschichten, mit denen er konfrontiert ist.
Er taucht tatsächlich ein in das Bewusstsein seiner Figuren und schildert aus ihrer Perspektive die vielfachen Gründe dafür, die Heimat zu verlassen und sich auf den Weg ins Ungewisse zu machen. Zugleich aber behält Habilas Erzähler den fremden Blick auf die deutschen Verhältnisse und den alltäglichen Rassismus bei.
Es ist eine Reise quer durch den afrikanischen Kontinent, die in Reisen in schneller Folge inszeniert wird. Wir begegnen einem Arzt, der auf der Suche nach seiner Familie ist und als Türsteher arbeitet, oder einer jungen Frau, deren Vater die Familie zu Hause zurückgelassen hat.
Und nicht zuletzt gerät auch der Ich-Erzähler selbst und seine Ehe nach einem tragischen Ereignis in eine Krise. Habila erzählt genau, mit scharfem Blick, aber auch mit der Gewissheit, dass die Literatur das Medium ist, die den Gestrandeten eine Heimat sein kann.