Im Jahr 1967 zieht die Familie von Kurt Drawert aus Hohen Neudorf, einem Dorf an der Havel, nach Dresden. Da ist der junge Drawert zehn Jahre alt. „Der weich klingende, Geborgenheit versprechende Name“, so schreibt er heute, sei es gewesen, der ihn mit diesem Umzug zumindest halbwegs versöhnt habe.
1985 verließ Drawert, der am Literaturinstitut in Leipzig studierte, die Stadt. 50 Jahre nach dem Umzug nach Dresden ist Drawert, der sich als Lyriker, Dramatiker und Verfasser von Prosa einen Namen gemacht hat, nun als Stadtschreiber zurückgekehrt und wird mit seinen Erinnerungen konfrontiert.
Das Ergebnis ist dieses Buch, ein Hybrid aus Memoir, Stadterkundung, ästhetischer Reflexion und auch reportagehaften Elementen. Drawert schreibt über seine komplizierte Familiengeschichte, das Verhältnis zu seinem Vater und zu seinen Brüdern; über das, was das DDR-Regime aus der Stadt gemacht, welche Brüche auch in der Mentalität ihrer Bewohner sie hervorgerufen hat. Er war Zeuge der Proteste gegen die Installation des Künstlers Manaf Halbourni vor der Frauenkirche, hat die PEGIDA-Demonstrationen miterlebt.
Gleichzeitig aber genügt ein kurzer Augenblick, eine scheinbar nebensächliche Beobachtung, um eine Selbstreflexion in Gang zu setzen. Dieses permanente Flirren zwischen Persönlichem und Historischen macht unter anderem die Spannung dieses Buches aus.