Er habe seine Faszination für das Thema „Individualität“ bei der Lektüre russischer Literatur entdeckt, verriet Largo im SWR2 Zeitgenossen-Gespräch. „Das war als ich sechs Wochen im Bett lag mit 13 Jahren. Ich las in dieser Zeit „Krieg und Frieden“ von Tolstoi, das sind 1400 Seiten und vor allem – ganz unterschiedliche Persönlichkeiten.“
Leben nach dem Fit-Prinzip
Jeder Mensch ist einzigartig – das mache den Sinn des Lebens aus, so die Überzeugung des 76-jährigen Remo H. Largo. Die entscheidende Herausforderung sei es, herauszufinden, worin die eigene Bestimmung liege. Und das gelinge nur durch Übereinstimmung mit dem „Fit-Prinzip“, so der Erziehungsexperte. Dabei gehe es darum zu spüren, ob man sich mit dem, was man tut, tatsächlich wohlfühlt und ob man dabei ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln kann. „Weil wir alle so verschieden sind, gibt es keine Regel, wie man das schafft. Jeder kann das nur für sich selbst leisten.“
In der Massengesellschaft verliert der Mensch seine Individualität
Allerdings sei genau dies in der modernen Massengesellschaft sehr schwierig geworden. Der Grund: Individualität lasse sich am besten unter vertrauten Menschen leben. In den vergangenen 200 000 Jahren, seitdem es den modernen Menschen gibt, hätte er stets in überschaubaren Lebensgemeinschaften von 50 bis 300-400 Personen gelebt. Die moderne Massengesellschaft dagegen sei nach dem Prinzip der Anonymität aufgebaut. „Man hat gewissermaßen keine Identität mehr und das ist etwas, was ich der heutigen Zeit als sehr, sehr problematisch empfinde“, so Remo H. Largo in SWR2