Onlinespiel-Klassiker wird 20 Jahre alt

„World of Warcraft”: Wie ein Fantasy-Spiel die Gaming-Welt revolutionierte

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Autor/in
Dominic Konrad
Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik

Die Vorherrschaft in Azeroth steht auf dem Spiel: Als der amerikanische Spielehersteller Blizzard 2004 das Online-Rollenspiel „World of Warcraft“ auf den Markt bringt, erahnt niemand den immensen Einfluss, den das Spiel auf die Gaming-Kultur weltweit haben sollte. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Azeroth: Eine virtuelle Sagenwelt wie aus Tolkiens „Herr der Ringe“

Rollenspiele mit fantastischen Welten und mythischen Kreaturen gehören seit jeher zu den großen Verkaufsschlagern unter den Videospielen. Im Jahr 1994 entführt „Warcraft: Orcs and Humans“ erstmals in das Universum von Azeroth.

Im Spiel wird die magische Welt durch ein dunkles Portal zum Ziel einer Invasion finsterer Orc-Heere. Die Spielenden streiten entweder auf Seiten der Menschen oder als Orc-Invasoren um die Vorherrschaft in Azeroth. Sie kämpfen sich durch Monster-Angriffe, errichten Siedlungen, betreiben Ackerbau für den Nachschub an notwendigen Ressourcen und versuchen, mit strategischem Geschick eine fähige Armee aufzubauen und den Feind zu besiegen.

„Warcraft“ trifft den Nerv der Zeit und findet die Gunst der Gamer*innen. Zwei Nachfolger erscheinen, bevor die Reihe 2004 mit „World of Warcraft“, kurz WoW, den Sprung ins World Wide Web antritt. Im nun digitalen Azeroth begegnen die User*innen nicht mehr nur computergesteuerten Monstern: Die digitale Welt wird bevölkert von Spielerinnen und Spielern aus aller Welt.

World of Warcraft Classic
Menschen aus aller Welt treffen sich im virtuellen „Warcraft”-Universum, um gemeinsam den Kampf gegen finstere Monster aufzunehmen.

Kein vordefiniertes Spielziel mehr

Vorbei sind die Zeiten, in denen Spielende einem vorab definierten Spielziel folgen müssen. „World of Warcraft“ lässt den Nutzer*innen die Wahl, die Welt um sich herum so zu erleben und zu bespielen, wie es ihnen gefällt.

Zwar gibt es nach wie vor Missionen und eine immer weiter ausgebaute Haupthandlung rund um die Anführerinnen und Anführer einer stetig wachsenden Zahl von Völkern, doch die Spieler*innen können in ihrer Welt tun und lassen, was sie wollen: Kämpfe auf Schlachtfeldern und in Arenen, Streifzüge durch Höhlen, Labyrinthe und Verliese oder Streitzüge durch die WoW-Welt.

World of Warcraft
Doch es muss nicht immer gegeneinander gekämpft werden: Auch reines Rollenspiel, sogenanntes PvE, ist bei den Spielern sehr beliebt.

Die digitale Welt vernetzt Gamer*innen über alle Grenzen

Vor allem der Schlachtzug, englisch „Raid“, wird zum digitalen Phänomen. Spielerinnen und Spieler schließen sich zu Gilden zusammen und begeben sich gemeinsam auf Abenteuerreise. Menschen aus aller Herren Länder finden sich in Teams zu festen Terminen zusammen, um gemeinsam als Heldentruppe das Spiel zu durchqueren oder einfach nur am virtuellen Leben mit Ackerbau, Tavernengelagen und Hochzeiten teilzunehmen.

Für den einen am frühen Morgen, für den anderen mitten in der Nacht: Die Organisation erfolgt über Chatkanäle und externe Sprachchats wie Discord und Teamspeak.

„World of Warcraft“ führt Menschen unterschiedlichster Nationalitäten und gesellschaftlicher Schichten zusammen. Die Identifikation mit dem eigenen Lager ist hoch: Nicht selten übersetzen sich Freundschaften und Romanzen aus der digitalen in die reale Welt.

„Warcraft”-Cosplayerinnen auf der Comic Con Germany 2017 in Stuttgart
Die Leidenschaft für das Lieblingsspiel in die Realität geholt: „World of Warcraft”-Cosplayerinnen auf der Stuttgarter Comic Con 2017.

Blizzards Fantasy-Welt wächst weit über das Digitale hinaus

Nach wie vor steht „World of Warcraft“ unangefochten an der Spitze der Multiplayer-Online-Rollenspiele. Ihren Höchststand erreicht die WoW-Begeisterung 2010 mit 12 Millionen Abonnent*innen, seit 2015 veröffentlicht Entwickler Blizzard keine Abonnement-Zahlen mehr.

Trotz teils jahrelanger Wartezeiten zwischen Erweiterungen mit neuen Welten und Völkern schafft es das „Warcraft“-Universum, eine relativ stabile Community zu halten. Tabletop-Rollenspiele, Romane, Comics, Mangas und ein 2016 veröffentlichter Kinofilm schreiben die Abenteuer der Videospiele fort.

Zum 15-jährigen Jubiläum schafft es Blizzard sogar, mit „World of Warcraft Classic“, der Neuauflage der ursprünglichen „World of Warcraft“-Welt von 2004, die Fans der ersten Stunde wieder vor die Bildschirme zu locken.

World of Warcraft: Dragonflight
Spieler*innen können im „Warcraft”-Universum Figuren aus den verschiedensten Völkern spielen. Mit dem Addon „Dragonflight“ kam beispielsweise 2022 das Drachenvolk der Dracthyr dazu.

„World of Warcraft“ ist ein Videospiel der Superlative und Fantasy auf höchstem Niveau. Oft kopiert und nie erreicht, besitzt WoW auch nach 20 Jahren noch das Potenzial, den Kult um die Krieger*innen von Azeroth am Leben zu halten. Ein Ende der Saga ist nicht in Sicht.

20 Jahre „WoW“ Wie das Videospiel „World of Warcraft“ in zwei Jahrzehnten Spuren hinterlassen hat

Vor 20 Jahren erschien das Spiel „World of Warcraft“. Sein Erfolg und popkultureller Einfluss ist heute noch spürbar, etwa in zahllosen Zitaten in Musik und Literatur, Fernsehserien und Filmen.

SWR Kultur am Samstagnachmittag SWR Kultur

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Dominic Konrad, Autor und Redakteur bei SWR Kultur und SWR Musik