Zeitgenossen

Hella Pick: „Mit dem polnischen Papst Johannes Paul II wurde der kalte Krieg wärmer“.

Stand
Autor/in
Gabi Biesinger

Hella Pick ist Österreicherin und Britin, Journalistin und Weltenbummlerin. Als Zehnjährige kam sie mit einem Kindertransport aus Wien nach London, wo sie heute lebt. Obwohl sie ein beruflich sehr erfolgreiches und glückliches Leben geführt hat, hat die Entwurzelung sie doch sehr geprägt:

„Ich weiß ganz genau, dass ich mit meinen Beziehungen immer Probleme gehabt habe, weil sich in mir eine gewisse Unsicherheit erhalten hat. Ich war ein Kindertransportkind aus Österreich und habe natürlich meine Wurzeln verloren, neue Wurzeln in England gefasst, aber das ist nie ganz dasselbe, und diese Unsicherheit ist geblieben, für viele Emigranten aus Hitlerzeiten.“ 

Frauen, die über außenpolitische Fragen schrieben waren eine Rarität

Als junge Journalistin erst in Afrika und dann in den USA für den renommierten britischen Guardian, war Hella Pick auch regelmäßig bei Werner Höfer im „Internationalen Frühschoppen“ zu Gast. Über 30 Jahre in der Welt unterwegs, war sie nicht nur eine weibliche Journalisten-Pionierin sondern hat auch viele historisch prägende Momente der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts miterlebt. Sie taumelte US-Präsident John F. Kennedy versehentlich in die Arme, war dabei, als der polnische Gewerkschafter Lech Walesa den Friedensnobelpreis erhielt und hat eine Biografie über den Aga Khan geschrieben – die aber nie in die Buchläden kam.

Die Frage der Zugehörigkeit ist wichtig für jeden Menschen

Mit über 90 Jahren hadert Hella Pick noch immer mit ihrer Identität. Österreich ist ihre Heimat, aber sie kann die Gräueltaten nicht vergessen, die auch dort geschehen sind, sie hat ein Buch darüber geschrieben. Sie hat ihre jüdische Identität entdeckt und ohne Zweifel gefällt ihr ihre europäische Identität. Und erstaunt hat sie, dass sie gar nicht die Engländerin ist, die sie glaubte zu sein:

„Wo man wirklich zugehörig ist, ist am Ende eine wichtige Frage für jeden Menschen. Was mich von England entfremdet, ist der Brexit. Und diese Psychologie, die dahintersteckt, dieser Glaube, dass man selbständig sein kann in der heutigen Welt. Ich habe immer gedacht, ich bin eine echte Engländerin geworden. Jetzt weiß ich, dass ich keine echte Engländerin geworden bin.“

Hella Pick hat 2021 ihre Autobiographie „Invisible Walls: a Journalist in Search of her Life“ veröffentlicht. Im Laufe des Jahres soll das Buch auch auf Deutsch erscheinen.

Zeitgenossen | Zum Tod von Renate Lasker-Harpprecht Renate Lasker-Harpprecht: „Ich will mir nicht den Rest meines Lebens von Hitler diktieren lassen“

Renate Lasker-Harpprecht war Holocaust-Überlebende, die nach ihrer Maxime lebte: „Ich will mir nicht den Rest meines Lebens von Hitler diktieren lassen“. Die Journalistin und aufmerksame Beobachterin des Zeitgeschehens starb am 3. Januar 2021 in Süd-Frankreich im Alter von 96 Jahren. 

SWR2 Zeitgenossen SWR2

Zeitgenossen Petra Gerster: „Feministin bis zum Lebensende“

Nachdem sie sich für das Gendersternchen entschieden hatte, erlebte sie einen regelrechten Shitstorm, erinnert sich Petra Gerster, bis zum Mai 2021 ZDF-Moderatorin, in SWR2. Mit ihrem Mann Christian Nürnberger schrieb sie ein Buch über diese Erfahrungen: „Vermintes Gelände. Wie der Krieg um Wörter unsere Gesellschaft verändert“. Qualitätsjournalismus und feministisches Engagement sind das Markenzeichen von Gerster.

SWR2 Zeitgenossen SWR2

Gespräch Anja Rützel: „Ich fühle mich bei meinen Texten in einer Verantwortung”

Egal ob sie über einen Kuraufenthalt, die Queen oder ein fragwürdiges Format im Privatfernsehen schreibt - die Zeitungs-Texte von Anja Rützel sind legendär und werden selbst von denen gelesen, die sich weder für den Adel noch für Trash-TV interessieren.

SWR2 Zeitgenossen SWR2

Zeitgenossen Alice Bota: „Ich hab ein Faible für Osteuropa“

Ob in Georgien, Armenien oder auf dem Maidan in Kiew - als Journalistin berichtet Alice Bota über politische Protestbewegungen weltweit, bevorzugt allerdings aus Osteuropa.

SWR2 Zeitgenossen SWR2

Stand
Autor/in
Gabi Biesinger