Tief sitzende Differenzen zwischen den Menschen und ein "irreparables ökonomisches Ungleichgewicht" – Germanist Dirk Oschmann sorgt sich um die Ost-West-Spaltung Deutschlands.
Ostdeutschland und Westdeutschland: Gräben nach der Wiedervereinigung
Eigentlich vertieft sich Dirk Oschmann in die neuere deutsche Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts: Der in Gotha in Thüringen geborene Germanist ist Professor an der Universität in Leipzig. Doch im Februar 2022 schreibt er einen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ): "Wie sich der Westen den Osten erfindet", lautet der etwas provokante Titel. Darin beklagt Oschmann, dass sich der Westen Deutschlands anmaße, "den Osten identitätspolitisch zu interpretieren und dabei faktisch zu isolieren".
Demokratieverständnis in Deutschland
Oschmann zeigt sich auch besorgt über tief sitzende Differenzen zwischen den Menschen in Ost- und Westdeutschland und spricht von einem jetzt schon "gänzlich irreparablen ökonomischen Ungleichgewicht". Sein Artikel wurde viel diskutiert und für seine Thesen bekam er auch viel Kritik zu hören. Ist der Blick auf den Osten tatsächlich durch die "westdeutsche Brille" geprägt und ist das wirklich Teil eines Verständigungsproblems?
Spaltung der Gesellschaft im Osten und Westen von Deutschland
Das zeige sich selbst in der AfD, meint Oschmann weiter in seinem FAZ-Gastbeitrag von 2022. Nicht nur sei die AfD eine Westgründung gewesen, sondern sie habe auch stets eine fast komplett westdeutsch besetzte Führungsspitze gehabt. Dass die AfD im Osten so stark werden konnte, hängt für Oschmann klar mit dem "aus Unkenntnis und kapitalem Desinteresse resultierenden politischen Versagen" der anderen Parteien zusammen.
Wie können eventuell bestehende Gräben zwischen den Menschen in Ost und West überbrückt werden? Darüber spricht Dirk Oschmann in SWR1 Leute.