Evelyn Roll ist Journalistin, seit 1983 bei der Süddeutschen Zeitung, zuletzt als leitende Redakteurin. Ein Aneurysma platzt in ihrem Kopf, sie überlebt wie durch ein Wunder die Notoperation und kämpft sich zurück ins Leben.
Dann hat etwas geklackt in meinem Kopf. Das hat sich angefühlt, wie eine Kaugummiblase, die platzt. Kurz danach war´s so, als würde sich Lava ergießen in meinem Kopf. Ein unfassbarer Schmerz. […] Ich hab’s irgendwie geschafft aus der Badewanne rauszufallen, mein Telefon zu erreichen und ich wusste, wenn ich auf Wahlwiederholung drücke, dann kann ich meinen Mann anrufen.
Der Professor sagte: ’Wenn wir die OP nicht machen, dann sterben Sie. Wenn wir die OP machen, dann kann es passieren, dass Sie Denken und Sprechen verlieren.’ Und da fand ich mich selber unheimlich cool, dass ich in dieser Notsituation gesagt habe: ’Wenn das passiert, dann müssen Sie mir jetzt versprechen, dass Sie mich gar nicht mehr wieder aufwachen lassen.’
"Pericallosa" - das Aneurysma in ihrem Kopf
Nachdem sie das Aneurysma überlebt hat, kommt Evelyn Roll ihrem eigenen Gedächtnis neu auf die Spur. Das Aneurysma Pericallosa scheint freigelegt zu haben, was lange verschüttet war: Verdrängte Erinnerungen und Geheimnisse ihrer Familie, Lebenslügen ihrer Generation, NS-Verstrickungen ihrer Herkunftsfamilie.
Ich hatte auch andere Veränderungen im Hirn, die mir zum Beispiel plötzlich möglich gemacht haben zu Malen, was ich früher nie gemacht habe.
Evelyn Roll über die Macht der Erinnerung
Die SZ-Journalistin findet mehr oder weniger zufällig ihre Verwandten wieder und begegnet sich neu: verwundert und verletzt, über die Geschichten, die sie sich selbst ein Leben lang erzählt hat. In "Pericallosa" schreibt Evelyn Roll über das Gedächtnis, die Geheimnisse ihrer Familie und die Macht der Erinnerung.
