SWR1 Sonntagmorgen

Pfingsten: Die Geburt der Kirche

Stand
Autor/in
Sophie Rebmann

An Pfingsten feiern die Christen den Beginn ihrer Kirche. Und um die steht es in Deutschland aktuell schlecht: Mitglieder schwinden, Gebäude stehen leer. Wie soll es weitergehen?

Ostern und Weihnachten dürften in Deutschland bekannt sein und von vielen gefeiert werden. Pfingsten, das auf den 50. Tag nach Ostern fällt, gehört zu den weniger bekannten Festen. Dabei spielt es für die Christen eine wichtige Rolle, weil es als Geburtsfest der Kirche gilt.

Der biblischen Überlieferung nach versammelten sich die Jünger Jesu am 50. Tag nach seinem Tod, als plötzlich der Heilige Geist zu ihnen kam. Ein Sturm sei aufgekommen, Zungen seien "wie von Feuer" auf sie herabgestiegen und die Jünger hätten plötzlich in fremden Sprachen gesprochen, so steht es in der Apostelgeschichte, einem der Bücher im Neuen Testament. Mit diesen Fremdsprachenkenntnissen gingen die Apostel später in die Welt und verkündeten die Botschaft von der Auferstehung Jesu. Somit feiern die Christen 50 Tage nach Ostern das Pfingstfest und mit ihm die Geburt der Kirche. Denn seither wurde öffentlich gepredigt und Interessierte ließen sich taufen.

Kirchenmalerei: Der Heilige Geist kommt an Pfingsten in Form von Flammen auf die Jünger Jesu herab
Der Heilige Geist kam der biblischen Überlieferung zufolge in Form von Flammen auf die Jünger Jesu herab.

Der Heilige Geist: eine Taube?

Eine maßgebliche Rolle spielte dabei der Heilige Geist. Er half den Jüngern, die Auferstehung Jesu besser zu verstehen. Zudem half er ihn, sich überall auf der Welt mit anderen verständigen zu können und die Botschaft weiterzutragen. Daher wird Pfingsten auch als Fest des Heiligen Geistes angesehen. Er ist die dritte Person des dreieinigen Gottes, von Vater, Sohn und Heiligem Geist und wird meist als weiße Taube dargestellt.

Fehlende Mitglieder, leere Kirchen

Am Geburtsfest der Kirche stellt sich auch die Frage nach der Zukunft der Kirche. Die sieht in der heutigen Zeit in Deutschland düster aus: Die Mitgliedszahlen schwinden, die Priester fehlen, Kirchen stehen leer.

Wie aber umgehen, mit leer stehenden Kirchen? In einem Kirchenmanifest rufen Denkmalschützer und Theologen gemeinsam dazu auf, Kirchen und ihre Ausstattung als "wichtigstes Zeugnis des Kulturerbes in Europa" anzuerkennen und zu würdigen. Da die christlichen Kirchen diesen Bestand zunehmend nicht mehr selbst tragen können, müssten der Staat und die Gesellschaft einschreiten, so die Unterzeichner des Manifests. Sie fordern den Aufbau einer Stiftung oder einer Stiftungslandschaft für Kirchenbauten und deren Ausstattung.

Profanierung: Umwandlung von Kirchen

Der Höhepunkt der Kirchenprofanierungen, also der Entweihung von Kirchen, sei in den 2000ern gewesen. Betroffen seien aktuell vor allem die Kirchengebäude, die in den 1960ern erbaut wurden und nun nicht mehr genutzt werden, sagt Professor Thomas Sternberg, Präsident der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen und ehemaliger Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

"Nach dem Krieg sind in Westdeutschland so viele Kirchen gebaut worden, wie in keinem Jahrhundert zuvor."

Das Problem ist massiv, betont Sternberg. Das liege daran, dass die Kirchentheologie der Nachkriegszeit für jede Gemeinde einen Kirchenraum vorsah, der inzwischen häufig viel zu groß sei oder kaum mehr genutzt werde.

Sie zu halten sei wichtig, so Sternberg. "Es geht bei der Frage von Kirchenaufgabe nicht nur um die Frage, ob eine Gemeinde noch einen liturgischen Raum hat, es geht um mehr: Kirchen prägen nicht nur Dörfer, Innenstädte, sondern sogar Vorstädte der Nachkriegszeit, die durch ihre Kirchenbauten oft den einzigen sozialen Raum bekommen haben." Daher gebe es bei einem drohenden Abriss von Kirchen häufig auch Protest von Menschen, die sonst wenig mit der Kirche zu tun hatten.

Moderatorin Silke Arning

Moderatorin am Sonntagmorgen Silke Arning

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Moderator Hans Michael Ehl

Moderator am Feiertagmorgen Hans Michael Ehl

Moderator am Feiertagmorgen

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Sophie Rebmann