Wir haben darüber mit unserer SWR1 Redakteurin und Paarberaterin Sabine Hub gesprochen. Sie erklärt, wie der Körper auf den Liebeskummer reagieren kann und hat Tipps mitgebracht, wie man damit am besten umgeht.

Das kann Ihnen bei Liebeskummer helfen
Körperliche Reaktionen bei Liebeskummer
SWR1: Manche leiden ja körperlich richtig bei Liebeskummer.
Sabine Hub: Liebeskummer wird oft in die Teenie-Ecke geschoben und belächelt. Dabei ist es wirklich so, dass dein Körper auf Liebeskummer reagiert. Wenn du verliebt bist, schüttet dein Körper mehr Glückshormone aus als sonst, das sind natürlich Mega-Wohlfühl-Booster. Du bist supergut drauf und hast das Gefühl, die Welt liegt dir zu Füßen. Aber wenn dein Partner/deine Partnerin dann Schluss macht, ist auch plötzlich Schluss mit der Extraportion Glückshormone. Das ist quasi wie ein kalter Drogenentzug.
Das "Broken-Heart-Syndrom", also das gebrochene Herz, gibt es wirklich.
Die Stimmung kippt sofort, viele Menschen können sich nicht mehr konzentrieren, nicht schlafen, kriegen kein Essen mehr runter, werden richtig traurig. Dann produziert der Körper mehr Stresshormone, der Blutdruck und der Puls steigen und bei manchen Menschen geht das so weit, dass sie Atemnot bekommen oder Schmerzen in der Brust oder Herzrasen. Das hat sogar einen Namen: "Broken-Heart-Syndrom" sagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu, also das gebrochene Herz gibt es wirklich.
SWR1: Und wenn man verlassen wird, macht das auch etwas mit der Psyche.
Hub: Das geht voll aufs Selbstwertgefühl. Da kommen bei vielen Menschen auch erstmal Gedanken wie: Ich bin nicht attraktiv, ich werde abgelehnt oder sogar: Ich bin nichts wert. Da kommen dann die fiesesten Glaubenssätze und Verlustängste hoch, die man schon seit seiner Kindheit hat. Wer da wochen- oder monatelang nicht rauskommt, sollte sich auf jeden Fall professionelle Hilfe suchen.
Dauer von Liebeskummer
SWR1: Wie lange dauert es, bis man wieder aus dieser fiesen Phase herauskommt?
Hub: Dafür gibt es leider keine Formel. Liebeskummer durchläuft verschiedene Phasen, das kennen wir alle. Erst will man die Trennung nicht wahrhaben und hofft, dass der/die Ex zurückkommt. Dann kommt die Trauer, dann die Wut. Und dann bist du langsam über den Berg und kannst neu anfangen.
Liebeskummer zu überwinden, braucht Zeit.
Eine neue Studie sagt: durchschnittlich ein bisschen mehr als ein Jahr. Das kommt darauf an, was für ein Mensch du bist und wie lange und innig die Partnerschaft war, ob ihr Kinder habt oder ein Haus. Und auch, ob du gegangen bist oder verlassen wurdest. Das spielt da alles mit rein.
Liebeskummer überwinden
SWR1: Wie können wir den Liebeskummer möglichst gut überwinden? "Ablenkung" ist immer der erste Tipp, aber Verdrängen bringt doch auch nichts, oder?
Hub: Ja und nein. Erstmal ist es wichtig, dass du dir selbst erlaubst, traurig zu sein und wütend und verletzt. Lass alle Gefühle raus. Und irgendwann darfst du auch darüber nachdenken, was du vielleicht selbst zu dieser Trennung beigetragen hast und was du in der nächsten Partnerschaft anders machen kannst. Aber das kommt erst zum Schluss.
In der ersten akuten Phase hilft Ablenkung schon am besten. Raus gehen, mit Freunden treffen, Sport machen, Wellness. Was für dich tun: Stichwort Selbstwertgefühl wieder stärken. Neues Hobby, neuer Verein. Vor allem auch Sachen machen, die du in der Beziehung nicht mehr gemacht hat. Und radikal ausmisten.

SWR1: Wie ausmisten? Fotos und Geschenke des oder der Ex in den Müll werfen?
Hub: Du kannst sie zumindest alle einsammeln und in den Keller verbannen. Und es hilft dir auch, wenn du die Telefonnummer löschst und auf Facebook und Instagram die Freundschaft beendest. Dann kommst du gar nicht erst in die Versuchung, deinen Ex zu stalken und seinen Status zu checken.
Abstand ist wichtig, um loszulassen. Jeder Kontakt macht es nur wieder schlimmer.
Wenn du das ganz dringende Bedürfnis hast, dem Ex deine Gefühle mitzuteilen, schreibe ihm einen Brief, den schickst du aber nicht ab. Ein Tipp ist auch, eine Liste zu machen mit allem, was in der Beziehung schlecht war. Diese Punkte kannst du dir auch auf einen Zettel schreiben und den immer dann herausholen, wenn du kurz davor bist, den Ex anzurufen.
Aber mit der Zeit schaffst du es vielleicht sogar, die Gedanken vom Negativen ins Positive zu lenken und eher darauf zu schauen, was die Trennung dir Gutes gebracht hat. Viele neue Chancen. Dass du einen anderen Partner/eine andere Partnerin kennenlernst, der/die viel besser zu dir passt.
Oder dass du jetzt neue Sachen ausprobieren kannst. Vielleicht wolltest du schon immer mal in den Fastnachtsverein, deine/dein Ex fand das aber blöd und jetzt machst du es einfach. Das sieht man in der ersten Trauerphase nicht und will es auch auf keinen Fall hören, aber mit Abstand merkst du ganz oft, dass eine Trennung auch ihren Sinn hatte, der auch für dich gut und wichtig war.