SWR1: Hunde können wirklich alles mögliche erschnüffeln, ob Sprengstoff, Drogen und sogar Geld – was können Hunde denn sonst noch erschnüffeln?
Jürgen Hinzen: Wenn wir den ganz normalen Alltagshund nehmen, sehen wir: Viele Menschen verstecken nur Leckerchen – aber Hunde können viel mehr! Wir können zum Beispiel ein Stück Holz in die Hand nehmen, lassen den Hund an unserer Hand schnüffeln und er lernt, dieses Stöckchen zu suchen, denn es riecht nach unserer Hand. Die Tiere können natürlich verschiedenste Gegenstände erschnüffeln. Wir können mit Alltagsgerüchen arbeiten, Teebeutel oder Kaffeepulver zum Beispiel. Oder wir können dem Hund beibringen, den Geruch von Erdnüssen im Essen anzuzeigen. Oder ganz praktisch: den Schlüssel zu suchen, wenn wir ihn verloren haben. Da gibt es kaum Grenzen.
SWR1: Kann denn aus jedem Hund eine Supernase werden?
Hinzen: Nein: Jeder Mensch kann einen Schluck Wein trinken, aber nicht jeder wird ein Sommelier werden – und so ist das bei Hunden auch.
SWR1: Gibt es Hunderassen, die besonders gut schnüffeln können, besser als andere?
Hinzen: Ja, natürlich sind die Hunderassen mit kurzer Schnauze leider ein bisschen gehandicapt. Rassen wie ein Mops oder die französische Bulldogge. Dagegen gibt es aber auch absolute Spezialisten: Die Bloodhounds haben zum Beispiel gute Karten, weil ihre Nase einfach länger ist.
SWR1: Spielt auch das Alter des Hundes eine Rolle?
Hinzen: Ja, ganz klar. Je älter ein Hund wird, umso eher lassen die Sinne nach. Das ist genauso wie beim Menschen. Beim einen passiert das früher, beim anderen später.
SWR1: Wie lange muss ein Hund denn seine Nase trainieren? Reden wir da über Wochen, Monate oder sogar Jahre?
Hinzen: Es gibt sehr intelligente Hunde, die schon als Welpen schwierige Suchaufgaben lösen. Aber natürlich müssen Spezialhunde, also Rettungshunde wie Trümmersuchhunde, in verschiedenen Umgebungen bei verschiedenen Wetterverhältnissen trainiert werden. Und das kann seine Zeit dauern. Da reden wir schon von Wochen, Monaten. Auch zwischendurch muss man immer mal wieder trainieren, das ist dann schon eine Daueraufgabe für Spezialhunde.
Zeigt der Hund Interesse, wird er belohnt
SWR1: Wie bringt man das dem Hund bei, zu schnüffeln?
Hinzen: Zuerst wird dem Hund ein Geruch präsentiert, zum Beispiel in der Coronazeit wurden Hunde darauf trainiert, das Virus bei Infizierten zu erschnüffeln, dann wurde dieser Geruch in einem Behältnis gesteckt. Dieses Behältnis wird dem Hund präsentiert und wenn er Interesse zeigt, wird er belohnt. Das wird manchmal mit Futter, manchmal mit einem Spiel gemacht. So wird die Suche dann aufgebaut und das geht theoretisch mit jedem denkbaren Geruch.
Das SWR1 Interview führte Frank Jenschar.