Wissenschaftler:innen der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover und der Bundeswehr haben herausgefunden, dass speziell ausgebildete Spürhunde aktive Corona-Speichelproben identifizieren können. Erst im vergangenen Sommer hatten die Forscher:Innen mithilfe von inaktiven Speichelproben nachgewiesen, dass die Hunde in der Lage sind, eine Coronainfektion zu riechen.
7-tägiges Training
Für die Studie wurde eine spezielle Trainingsmaschine eingesetzt. Sie setzte den Hunden Negativ- und Positivproben vor. Wählten die Supernasen die Positivprobe, bekamen sie ein Leckerli und einen Ball zur Belohnung. Durch die Belohnungen lernten sie schnell. Nach nur sieben Tagen konnten die Hunde Corona erschnüffeln. Was genau die Hunde riechen und wie sie den "Duft" von Corona erkennen, haben Holger Volk und sein Forschungsteam noch nicht herausgefunden.
"Schnüffel"-Studie noch nicht veröffentlicht
Damit könnte der Einsatz von Spürhunden bei der Suche nach Corona-Infizierten auch in Deutschland näherrücken. Dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Stefan Weil haben die Wissenschaftler:Innen ihre Ergebnisse bereits vorgestellt.
Trefferquote fast 100 Prozent?
Die Expert sagen außerdem, dass die Tiere das Virus mit fast 100-prozentiger Sicherheit riechen – noch bevor bei den Menschen Symptome auftreten. Offiziell wollen die Forscherinnen und Forscher das noch nicht bestätigen. Denn die neuen Studienergebnisse sind noch nicht veröffentlicht.
Die Corona-Hunde werden bereits in Finnland, den USA und Dubai an Flughäfen oder beim Einlass für Sportveranstaltungen eingesetzt. Bei der Kontrolle wird mit einem Tuch über die Haut der Reisenden gestrichen und dem Hund vor die Nase gelegt.
Wann werden Spürhunde in Deutschland eingesetzt?
Bisher hat sich hierzulande niemand um den Aufbau einer Infrastruktur für den Einsatz von Spürhunden im Kampf gegen Corona gekümmert. Expert:innen schätzen, dass es noch mehr als ein Jahr dauern könnte bis Corona-Spürhunde auch in Deutschland an Flughäfen oder bei Großveranstaltungen eingesetzt werden könnten. Die Bundeswehr jedenfalls plane nicht, ihre rund 400 Diensthunde im Inland einzusetzen, erklärte der Sprecher der Streitkräftebasis, Ulrich Fonrobert. Ihm seien bislang auch keinerlei Planungen für den Einsatz von Corona-Spürhunden in Deutschland bekannt.
Hohe Kosten
Ein Diensthund der Bundeswehr, koste im Laufe seiner Lebens- und Arbeitszeit mitunter einen sechsstelligen Betrag, sagt Bundeswehrsprecher Ulrich Fonrobert. Weil der Spieltrieb der Spürhunde, der zum Erschnüffeln von Corona genutzt werde, schon nach 20 Minuten erlahmt, wäre der Einsatz von Corona-Spürhunden bei Großveranstaltungen ein teures Vergnügen. Ob die Politik in Deutschland dazu bereit ist, wird sich zeigen. Hier werden Corona-Spürhunde wohl erst dann genutzt, wenn ihr Einsatz billiger ist, als Schnelltests und PCR-Untersuchungen. Und wenn viele Menschen schnell „untersucht“ werden sollen, z.B. vor der Wiesn oder einem Stadionkonzert, sind die Hunde deutlich schneller als Schnelltests.
Corona erschnüffeln funktioniert auch über Urin von Infizierten
In Finnland konnten Hunde in einer Pilotstudie am Geruch des Urins unterscheiden, wer mit Corona infiziert war und wer nicht. Die Hunde sollen selbst solche Personen riechen können, die von sich noch gar nicht wissen, dass sie infiziert sind. So könnte man Infektionsketten frühzeitig unterbrechen, bevor andere angesteckt werden.
Anna Hielm-Björkman von der Universität von Helsinki hat für ihre Pilotstudie Hunde darauf trainiert, Duftstoffe im Urin von Covid-19-Patienten zu erkennen. Die als Diagnosehelfer ausgebildeten Hunde schnüffelten dafür an Urinproben gesunder und infizierter Personen. Sie erhielten eine Belohnung, wenn sie bei Proben von Infizierten anschlugen. Das gleiche gelang auch Wissenschaftlern der University of Pennsylvania in Philadelphia.
Welche Substanzen den typischen Corona-Duft erzeugen, ist unklar
Da eine Infektion mit dem Coronavirus weitreichende Schäden und Veränderungen im Körper verursacht, sei naheliegend, dass sich dadurch auch die Zusammensetzung der Duftstoffe im Urin der Patienten ändert. Da Covid-19 nicht nur die Lungen angreift, sondern auch die Blutgerinnung und Blutgefäße sowie Darm und Nieren könnte das erklären, warum Hunde die Infektion am Urin erschnüffeln können.
Hunde als medizinische Helfer
Deshalb werden Hunde auch in der Medizin eingesetzt. Es gibt Hunde, die Lungen - oder Darmkrebs am Atem eines Menschen erkennen. Andere warnen Diabetiker vor einer drohenden Unterzuckerung.
Hunde können auch Lungenentzündungen im Atem erschnüffeln
Einen anderen Weg geht die britische Organisation Medical Detection Dogs. Sie will Hunde trainieren, in der Atemluft von Menschen eine Corona-Infektion zu erschnüffeln. Grundsätzlich scheint es möglich, eine Lungenerkrankung wie Covid-19 durch Assistenzhunde erschnüffeln zu lassen.
Spannend wäre es, wenn Hunde so trainiert werden könnten, dass sie den Beginn der Corona-Infektion erschnüffeln, bevor ernsthafte Symptome auftreten. Katharina Küsters, Sachverständige für Assistenzhunde, ist da vorsichtig positiv. Bisher erschnüffelten Assistenzhunde vor allem Krankheiten, die durch Bakterien oder Krebszellen hervorgerufen werden. Diese Krankheiten werden dadurch oft sehr früh entdeckt.