Finals 2024 Frankfurt - die Generalprobe für Paris
Der Mehrkampfsieg bei den deutschen Meisterschaften und zugleich der Sieg bei der ersten Olympia-Qualifikation war mein Sportmoment 2024.
Das Gefühl, wenn sich die ganze harte Arbeit endlich auszahlt. Wenn man am richtigen Ort zur richtigen Zeit auf den Punkt abliefert. Das hatte ich seit 2021 nicht mehr gespürt. 2024 war es dann soweit. Nach über zwei Jahren war ich erstmals wieder zufrieden mit mir und meiner Leistung.
Der Anfang der Saison konnte nicht viel versprechen
Der Anfang dieser Saison war so schwer für mich wie noch nie zuvor. Aufgrund einer Hüftverletzung nach der WM 2023 musste ich im Herbst sechs Wochen pausieren. Der Einstieg danach sehr belastend - physisch als auch psychisch.
Die olympischen Startplätze wurden - trotz des Ergatterns der Tickets durch Darja Varfolomeev und mich - national nicht vergeben und sollten im Sommer 2024 bei den Olympia-Qualifikationen erkämpft werden. Es sollten alle die Chance kriegen, sich für Paris zu qualifizieren und somit durften alle Gymnastinnen ab dem Alter von 15 Jahren an der Qualifikation teilnehmen. Nach der langen Pause lag ich leistungstechnisch stark zurück und musste in kurzer Zeit, trotz Schmerzen, aufholen.
Was war die letzten Jahre los?
Im Jahr 2023 sind die deutschen Meisterschaften, sowie zahlreiche andere Wettkämpfe, sehr schlecht für mich verlaufen. Die Trainingseinheiten liefen damals sehr gut, aber die Wettkämpfe waren dann totale Katastrophen. Keiner wusste, was mit mir beim Wettkampf geschah und es schien, als würde man die "Trainings-Marga" mit einem anderen Menschen zum Wettkampf hin austauschen. Mit jemandem, der nicht sechs bis acht Stunden am Tag trainiert hat.
Aufgeben war keine Option
Der Traum von den Olympischen Spielen in Paris war mein Antrieb, in dieser schweren Zeit nicht aufzugeben. Und schnell war es dann soweit: Es stand die erste Olympia-Qualifikation an. Mir war bewusst, dass es, wenn ich einen sauberen Wettkampf turne, ziemlich gut für mich aussieht. Das Problem aber war: In den vergangenen zweieinhalb Jahren hatte ich nur einen einzigen Mehrkampf sauber durchgeturnt und nach der Verletzung sind die Zweifel an mir noch mehr gewachsen.
Der Tag der Entscheidung
Am Wettkampftag war der Druck immens. Meine komplette Familie war in der Halle, um mich anzufeuern. Mir war bewusst, dass ich dort einen Schritt näher Richtung Paris gehen - oder mich einen Schritt entfernen - könnte. Beim Wettkampf turnte ich die klassische olympische Reihenfolge: Reifen, Ball, Keule, Band. Eine Übung nach der anderen absolvierte ich sehr stabil und fehlerfrei. Der Druck stieg von Übung zu Übung an, vor der Bandübung war er kaum aushaltbar.
Als allerletzte Starterin des Tages ging ich in die alles entscheidende letzte Übung rein. Ich präsentierte eine sehr gute Bandübung und beendete den Wettkampf somit fehlerfrei. Ein riesiger Erfolg für mich nach der Verletzung, nach den schweren letzten Jahren. Das Licht am Ende des Tunnels, welches mir plötzlich die Hoffnung für meine großen Träume in Paris geben konnte.
Der Moment, für den sich alles gelohnt hat
Als ich meine Wertung und damit die Platzierung registrierte, konnte ich nicht glauben, was ich an dem Tag geschafft hatte. Ich übertraf meine Erwartungen und die von vielen anderen und konnte erstmals seit einer langen Zeit stolz auf mich sein. Der Tag war mein schönster im Jahr 2024. Er hat mir gezeigt, dass harte Arbeit sich irgendwann doch auszahlt und dass man einfach weiter träumen und arbeiten soll und dabei den Glauben an sich selbst nicht verlieren darf. Der Sieg im Mehrkampf bei den deutschen Meisterschaften - mein Sportmoment 2024.