Francis Tonleu ist in Kamerun geboren, in Paris aufgewachsen. Seit 1999 lebt er in Deutschland, spielt für die Deutsche Sitzvolleyball-Nationalmannschaft. Als Kind ist er von einem Baum gefallen, hat seither ein versteiftes Fußgelenk, benötigt eine Prothese.
Wir treffen Francis Tonleu am Tag nach der Eröffnungsfeier in Paris, wollen ihn für eine Dokumentation, einen Film über die Paralympics begleiten. Tonleu ist an diesem Tag noch immer ganz beeindruckt von der fantastischen Eröffnungsfeier: "Wenn du eine Behinderung hast, dann kämpfst du erstmal mit dir, mit dir selbst. Als ich klein war, habe ich jeden Tag gebetet, dass Gott mir wieder schöne Füße gibt, damit ich wieder laufen kann. Und dann kommst du hierher, zu den Paralympics, und dann wird dir klar: Du hast schon einen Kampf gewonnen, den Kampf gegen dich selbst."
Paralympics: Für Francis Tonleu das Größte
Rund 4.400 Athletinnen und Athleten sind in Paris an den Start gegangen. Jede und jeder von ihnen hat seine ganz eigene Geschichte. Sie alle eint, dass sie Außergewöhnliches leisten. Im Sport und im Leben. Deswegen macht mir die Arbeit im Paralympics-Team der ARD so viel Freude. Weil es zumindest alle vier Jahre die Gelegenheit gibt, diese beeindruckenden Lebensläufe zu erzählen. Paris war erstmals Ausrichter der Paralympics - die Spiele für Francis Tonleu das Größte, was ihm jemals passiert ist: “Es muss nicht sein, dass man uns immer anders anschaut, weil wir humpeln oder im Rollstuhl sitzen, oder anders sind - wir sind eins. Und diese Botschaft nehme ich mit nach Hause.”
Sitzvolleyballer verpassen Medaille knapp
Er wollte bei diesen Paralympics unbedingt eine Medaille gewinnen, um "Deutschland etwas zurückzugeben", wie er sagt. Deutschland habe ihm viel gegeben, hier konnte ihm und seinen Füßen geholfen werden, hier hat er eine neue Heimat gefunden. Im Spiel um Bronze aber unterlag die deutsche Sitzvolleyball-Nationalmannschaft gegen Ägypten knapp mit 2:3-Sätzen. Tonleu war nach dem verlorenen "kleinen Finale" völlig niedergeschlagen: "Ich bin einfach leer und so traurig, es tut mir so leid. Ich hatte versprochen, eine Medaille nach Hause zu bringen. Das tut so weh."
Francis Tonleu: Er denkt nicht ans Aufhören
Tonleu, diesen so außergewöhnlich positiven Menschen, derart niedergeschlagen nach dem Spiel am Mikrofon zu sehen, das hatte mich sehr berührt. So sollte diese Geschichte, seine Geschichte nicht enden. Kurz vor Weihnachten rufe ich ihn an, will wissen, was seit den Spielen von Paris passiert ist. Und: wie es jetzt weitergeht, mit ihm und dem Sitzvolleyball.
Er ist bester Laune, erzählt, dass er ein Buch geschrieben hat: "Mein Pavianarsch" kommt am 31. März 2025 raus. Der Titel eine Reminiszenz an das Leid eines jeden Sitzvolleyballspielers - einem schmerzenden roten Hintern. Er arbeitet außerdem gerade an einem weltumspannenden Projekt. Er will Bäume pflanzen, sehr viele Bäume. 8 Milliarden sollen es werden. Dafür sucht er Partner in Politik und Wirtschaft. Tonleu denkt nicht nur positiv, er denkt auch groß. Und: er denkt nicht ans Aufhören. Die Paralympischen Spiele von Los Angeles 2028 sein neues großes Ziel: "Ich höre doch nicht ohne Medaille auf."