Völlig durchnässt und mit unzähligen Regentropfen an Helm, Rennklamotten und dem gesamten Rad rollte Liane Lippert über die Ziellinie. Zum Abschluss der Saison 2024 erreichte die Profifahrerin aus Friedrichshafen am Bodensee noch einmal das Podium. Beim "Tre Valli Varesine Women's Race" - einem Eintagesrennen in Italien - wurde sie am Dienstag (08.10.2024) Dritte. Ein starker Abschluss eines turbulenten Jahres mit Höhen und Tiefen.
Liane Lippert über Verletzungszeit: "Schwierige Zeit"
"Die Saison 2024 war definitiv die härteste meiner Karriere", schrieb Lippert kurz nach dem wegen Dauerregens verkürzten Rennen über 108,7 Kilometer auf Instagram. Hart vor allem deshalb, weil sie im vergangenen Winter nur mit viel Ungewissheit in die Zukunft blicken konnte: Statt auf dem Rad zu sitzen und an der Form zu arbeiten, laborierte die 26-Jährige teils auf Krücken gehend an einer Stressfraktur im Oberschenkelhalsknochen.
"Das war eine schwierige Zeit", blickte Lippert anschließend im Interview mit SWR Sport zurück: "Ich musste es einfach akzeptieren, weil ich nicht wusste, wie lange es dauern wird. Man muss dem Körper die Pause geben, die er braucht."
Die Fahrerin vom World-Tour-Team Movistar verpasste ihre Lieblingsrennen - die Frühjahrsklassiker in den Ardennen - und kehrte erst bei der Spanien-Rundfahrt Ende April ins Renngeschehen zurück. "Nicht in meiner besten Form", wie Lippert eingestand.
Und dennoch: In mehreren Höhen-Trainingslagern in der Sierra Nevada kämpfte sich die Friedrichshafenerin peu à peu zurück, um im Laufe der restlichen Saison doch noch einige Spitzenergebnisse einzufahren. Beim "Tre Valli Varesine Women's Race" fuhr sie immerhin zum achten Mal in diesem Jahr auf ein Podium.
Etappensieg beim Giro, gute Ergebnisse bei der Tour
Das Trikot der Deutschen Meisterin verlor die dreimalige Titelträgerin im Juni in Bad Dürrheim (Schwarzwald-Baar-Kreis) zwar an Franziska Koch - doch keine drei Wochen später erlebte Lippert den nächsten Höhepunkt ihrer Karriere: einen Etappensieg bei der traditionsreichen Italien-Rundfahrt, dem Giro d'Italia Donne.
Es folgten unter anderem zwei dritte Plätze bei der Tour de France Femmes, das Olympia-Erlebnis von Paris (Rang 16) und schließlich eine in vielerlei Hinsicht aufwühlende WM-Woche Ende September in Zürich. Mit der Mixed-Staffel holte sie im Zeitfahren Silber, im Straßenrennen verpasste sie als Vierte eine Einzelmedaille nur knapp. Für Lippert selbst traten die Ergebnisse aber in den Hintergrund.
Lippert kondoliert Angehörigen von Muriel Furrer
"Es ist immer noch hart zu realisieren, dass der Radsport ein junges Talent viel zu früh verloren hat", schrieb die 26-Jährige über die Schweizerin Muriel Furrer, die nach einem Sturz während eines WM-Rennens im Alter von nur 18 Jahren verstarb. "Ich möchte allen Angehörigen von Muriel Kraft senden und mein tiefstes Beileid aussprechen", so Lippert.
Die Rückkehr zum Renngeschehen fiel vielen Beteiligten im Radsport spürbar nicht leicht. Doch ähnlich wie die Weltmeisterschaften gingen nach dem Unfall auch andere Rennen über die Bühne, nach dem Ende der Saison 2024 blicken nun viele Fahrerinnen zurück und voraus - so auch Lippert.
Liane Lippert: "Noch hungriger für 2025"
"Selbst wenn der ganz große Sieg gefehlt hat, bin ich einfach nur glücklich, dass ich wieder in meiner Top-Verfassung bin – und noch hungriger für 2025", schrieb sie aus Italien, sicherlich nicht mehr ganz so durchnässt wie noch bei der Zieleinfahrt. Auf Regen folgt ja bekanntlich nicht selten Sonnenschein.