Hätte Konrad Zuse 60 Jahre gesagt, dann hätte er recht behalten – denn 1997, neun Jahre nach Ablauf seiner Frist, schlug der extra dafür entwickelte Computer Deep Blue von IBM den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparov. Nichtsdestotrotz schien Konrad Zuse schon vor Fertigstellung seines ersten funktionsfähigen Computers zu ahnen, wozu seine Erfindung einmal imstande sein würde.
Zuses Erfindungsanreiz
Die Erfindung entstand letztlich aus Faulheit. Als Ingenieursstudent entwickelte Konrad Zuse eine tiefe Abneigung gegen die komplizierten statischen Berechnungen, die er damals natürlich von Hand durchführen musste. Zuse wollte diese Aufgabe einer Maschine überlassen.
Zwar gab es schon erste mechanische Rechenmaschinen, mit denen er einzelne Schritte der Berechnungen durchführen konnte, "aber sie konnten nicht nach einem Programm arbeiten. Der Witz des Computers ist der, dass ich erstmal eine ganze Folge von Operationen, eine ganze Formel, einen ganzen Formelkomplex durchrechnen kann", erklärte Zuse.
Programmierbare Rechenmaschine – Z1
Zuse widmete sich ab 1934 komplett der Entwicklung einer programmierbaren Rechenmaschine. Im Gegensatz zu den bereits vorhandenen Rechenmaschinen, arbeitete die Z1 bereits mit binären Zahlen – so wie Computer heute noch. So konnte Zuse auf Zahnräder verzichten, wie die damaligen Rechenmaschinen sie noch einsetzten.
Für die Rechenoperationen reichten Schalter, die zwei Positionen hatten: an, aus. Null, eins – binär eben. Die mechanischen Schalter verhakten sich allerdings regelmäßig, weshalb ein zuverlässiger Betrieb der Maschine nicht möglich war.
Prototyp – Z2
In seinem zweiten Prototyp, der Z2, testete er den Einsatz solcher elektromechanischen Relais. Damit konnte er auch die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt DVL überzeugen, dass er mit dieser Technik eine zuverlässige Rechenmaschine entwickeln kann. Die DVL unterstütze daraufhin die Entwicklung des dritten Prototyps mit 25.000 Reichsmark.
Prototyp – Zuse Z3
Am 12. Mai 1941 stellte Konrad Zuse diesen Prototyp dann vor: die Zuse Z3, der erste funktionsfähige, programmierbare Computer der Welt. Er konnte fünf Operationen pro Sekunde ausführen, verfügte über 200 Byte Arbeitsspeicher und wog etwa eine Tonne. Heute stecken wir milliardenfach leistungsfähigere Computer in die Hosentasche.
Zuses Unternehmen wurde verkauft
Nach dem Krieg entwickelte Zuse Computer für Universitäten und die optische Industrie. Der Erfolg war mäßig, auf dem sich rasant entwickelnden Computer-Weltmarkt spielte er praktisch keine Rolle. Sein Unternehmen wurde 1964 an den Schweizer Elektrotechnikkonzern Brown, Boverie & Cie verkauft und ging schließlich in der Siemens KG auf. Anfang der 1970er-Jahre wurde der Name Zuse ganz fallen gelassen und der Firmensitz im hessischen Hünfeld aufgegeben.
Pionierleistungen auch aus den USA und England
Auch wenn Konrad Zuse mit seiner Z3 der erste war, war er nicht der Einzige, der einen Computer nach heutiger Definition entwickelte. In den USA und England wurden zeitgleich ebenfalls Computer entwickelt – unabhängig von Zuse. So hatte er trotz seiner Pionierleistung auf den späteren Siegeszug des Computers kaum einen Einfluss.
Konrad Zuse arbeitete später als Berater und gab Vorlesungen. Er starb 1995 im Alter von 85 Jahren. Der einzige Prototyp der Z3 wurde 1944 bei einem Bombenangriff auf Berlin zerstört. Nachbauten sind zum Beispiel im Deutschen Museum in München und im Konrad-Zuse-Museum in Hünfeld ausgestellt.