Schlafplätze auf der ISS mussten verlegt werden
Normalerweise leben und arbeiten sieben Menschen auf der ISS. Vier im amerikanischen Teil, an den auch die japanischen und europäischen Module angedockt sind. Und drei Personen im russischen Segment. Aktuell sind aber elf Männer und Frauen auf der ISS untergebracht. Das ist so viel Besatzung, dass Schlafplätze in die angedockten Raumschiffe verlegt werden müssen, damit jeder seine Nachtruhe finden kann.
Der Grund für den Zuwachs: Die Mission Axiom 2 ist auf der ISS eingetroffen. Eine komplett privat finanzierte Crew unter der Leitung einer Ex-NASA-Astronautin. Mit ihr als Reiseleiterin erreichten ein Amerikaner und eine Frau und ein Mann aus Saudi-Arabien den Außenposten der Menschheit in der Erdumlaufbahn.
Weltraumtouristen stören Betriebsablauf auf der ISS
Die NASA nennt die Mitglieder der Axiom-2-Mission Privatastronauten – doch meist werden sie einfach als Weltraumtouristen bezeichnet. Dass Weltraumtouris das Leben auf der ISS ganz schön durcheinanderbringen können, hat der deutsche Astronaut Matthias Maurer erlebt. Der Saarländer hat sich während seines ISS-Aufenthalts zweimal mit Tourigruppen auf der ISS arrangiert. Zumindest eine davon hat ihn überhaupt nicht entzückt – und das war Axiom 1, die Vorgängercrew der jetzt auf der Raumstation eingetroffenen Axiom 2.
Astronaut Matthias Maurer fühlt sich durch Weltraum-Touristen bei der Arbeit gestört
Matthias Maurer ist eigentlich ein ruhiger Typ. Einer der konzentriert, fokussiert an seinen Experimenten arbeitet. Das tat er auch vor einem Jahr, als er auf der ISS war. Doch nachdem, ebenfalls unter Leitung eines früheren NASA-Astronauten, die Axiom-1-Mission mit drei Milliardären auf der ISS eingeschwebt war, war es für Matthias Maurer vorbei mit dem fokussierten Forschen:
Eingeschwebte Milliardäre auf der ISS
Nun geht es vielen ISS-Neulingen so, dass sie die ersten Tage etwas ungeschickt durch die ISS schweben. Aber die Axiom-1-Crew erreichte wohl dabei einen besonders hohen Nervigkeitsgrad, weil die durch die ISS schwebetorkelnden Milliardäre die Raumstation auch noch zu ihrer Bühne machten. Ständig musste ein Video gedreht oder und eine Live-Übertragung geschaltet werden.
Als Requisiten nahmen sie wissenschaftliches Equipment, änderten daran Einstellungen, stellten es danach am falschen Platz ab und auch noch in einem Zustand, der im Astronauten-Profi Maurer langsam aber stetig Ärger aufsteigen ließ. Schließlich fand er deutliche Worte gegenüber den auf der ISS eingeschwebten Besuchern:
Viel Show auf der ISS
Klarer kann man es eigentlich nicht ausdrücken. Die raumtouristische Miliardärscrew von Axiom 1 ist Vergangenheit. Nun ist Axiom 2 zu Gast auf der ISS. Doch kaum war diese Crew an Bord, zückte auch gleich einer der Mitflieger das Tablet für erste Filmaufnahmen. Dabei könnten sich doch alle so verhalten, wie die japanischen Touristen, die ein paar Tage im russischen Teil der Station verbrachten und die Matthias Maurer wesentlich positiver in Erinnerung hat…
Weltraumtouristen wollen auch forschen, brauchen dafür aber Unterstützung
Also, geht doch. Wobei nur aus dem Fenster schauen vielleicht auch ein wenig langweilig ist für das viele Geld, das Weltraumtouris zahlen. Die Axiom-Crews wollen deshalb auch forschen. Und was diesen Forschungsauftrag von Privatmissionen betrifft, hat die NASA möglicherweise Konsequenzen gezogen aus der Axiom-1-Mission, der mit den nervenden Milliardären.
Die, so Matthias Maurer, hätten sich zu viele Experimente vorgenommen und seien auf das einzelne Experiment zu schlecht vorbereitet gewesen. Die Folge: Sie benötigten ständig Hilfe und hielten die Profis auf der ISS von der Arbeit ab. Künftig müssten Privatastronauten eigene Arbeitsplätze bekommen, an denen sie besser ausgebildet sind, so Maurer. Und vielleicht wäre auch ein eigener Raum für die Medienarbeit nicht schlecht.
ISS soll für Touristen erweitert werden
Tatsächlich könnte die fast 25 Jahre alte Raumstation nochmals erweitert werden. Das Unternehmen Axiom plant, für seine Touristen eigene Module an der Raumstation anzudocken. Mit eigenen Schlafplätzen, eigenen Toiletten, eigenen Arbeitsplätzen und Fenstern, um den atemberaubenden Ausblick auf die Erde jederzeit genießen zu können. In wenigen Jahren könnte die ISS also nicht mehr nur aus einem amerikanischen und russischen Segment bestehen, sondern auch aus einem touristischen.