Die Zahl der HIV-infizierten Menschen in Deutschland steigt. Das ist eine gute Nachricht, denn das liegt daran, dass Menschen mit HIV nicht mehr an den Folgen der Infektion sterben.
Zwar infizieren sich noch Menschen mit dem Virus, doch, wenn das rechtzeitig diagnostiziert und behandelt wird, ist die Lebenserwartung im Prinzip die Gleiche, sagt Holger Wicht, Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe.
"Man lebt gesund, obwohl man das Virus in sich trägt, und durch die Therapie ist HIV dann auch nicht mehr übertragbar, das heißt auch so im Bereich Sexualität, Familienplanung ist ein ganz normales Leben möglich."
Moderne Medikamente verhindern heute eine Übertragung des HI-Virus
Undetectable = untransmittable, also: nicht nachweisbar heißt nicht übertragbar. Dieser Slogan wurde schon 2018 aus den Ergebnissen großer Studien abgeleitet, bei denen gezeigt werden konnte, dass das HI-Virus nicht sexuell übertragbar ist, wenn es nicht mehr im Blut nachgewiesen werden kann.
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Der Wirkstoff Lenacapavir könnte das Leben von Menschen, die HIV-gefährdet sind, verbessern. Alle Infos kriegst du hier.
Mit modernen Medikamenten erreichen das heute viele Betroffene. Die Aussage wird unter anderem auch von der Deutschen Aidshilfe, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC und UNAIDS geteilt.
Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass die Nutzung eines Kondoms noch immer wichtig ist, wenn man sich beim eignen HIV-Status oder dem seiner Sexualpartner nicht sicher ist. Hinzu kommt, dass andere Krankheiten trotzdem noch sexuell übertragbar bleiben.
Durch Therapien haben HIV-positive heute einen ganz normalen Alltag
Aber wer HIV-positiv und gut therapiert ist, hat heute in der Regel einen ganz normalen Alltag, sagt Holger Wicht:
"Sie stehen in der Regel morgens auf, viele gehen zur Arbeit, manche nicht, manche machen andere Dinge. Sie haben Freizeit, Beziehungen, Sexualität. Sie tun, was alle anderen auch tun. Der einzige Unterschied ist in aller Regel heute, dass sie einmal am Tag eine Tablette einnehmen. Alle drei Monate wird dann kontrolliert, ob die Therapie gut funktioniert. Das ist in aller Regel der Fall, viel mehr ist da nicht zu tun."
Eine frühe Diagnose von HIV ist entscheidend
Wer länger unbemerkt HIV-positiv ist, kann Folgeschäden davontragen, von denen viele jedoch auch wieder reversibel sind. Trotzdem ist eine frühe Diagnose der Schlüssel zu einem gesunden Leben mit HIV und das heißt: regelmäßige Tests, vor allem bei Menschen mit Risikofaktoren. Dazu gehören Menschen mit wechselnden Sexualpartner, Männer, die Sex mit Männern haben oder Menschen, die intravenös Drogen nehmen.
Die wenigen Symptome, die früh auftreten können werden häufig mit anderen Krankheiten verwechselt – wenige Wochen nach der Infektion fühlen sich viele, als hätten sie eine Grippe. Bei hartnäckigen Pilzinfektionen oder Herpeserkrankungen sollte dringend ein HIV-Test gemacht werden.
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Trotz normalem Alltag sind Menschen mit HIV heute noch mit Vorurteilen konfrontiert
HIV-positive Menschen, deren Therapie gut anschlägt, leben aber nicht immer ohne Nachteile. Das liegt dann allerdings in der Regel nicht an ihnen oder an dem Virus, sondern vielmehr daran, dass es immer noch viele Vorurteile gegenüber HIB gibt, erklärt Holger Wicht:
"Menschen mit HIV erleben immer noch Diskriminierung, Vorurteile, Schuldzuweisungen, blöde Sprüche und handfeste Ausgrenzung. Zum Beispiel in der Arbeitswelt oder im Gesundheitssystem, wie dass man in bestimmten Arztpraxen einfach keinen Termin bekommt oder überzogene Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden."
In der mehr als 40-jährigen Geschichte der Deutschen Aidshilfe war deswegen auch immer schon die Bekämpfung solcher Vorurteile ein großer Teil der Hilfsarbeit. Holger Wicht betont, dass von Menschen mit HIV keine Gefahr ausgeht – und dass man das überhaupt sagen müsse, klinge fast schon wieder zu dramatisch.
"Menschen mit und ohne HIV können zusammenleben, ohne weiter groß darüber nachzudenken. Diese Selbstverständlichkeit im Alltag vorzuleben, in allen Lebensbereichen – Arbeit, Freizeit, Sport und Spiel, Familienplanung, Sexualität – das ist das Allerwichtigste. Deswegen sprechen wir zum Welt-AIDS-Tag über entsprechende Geschichten, damit Menschen sehen: Ich muss mich wirklich vor nichts fürchten."