Arbeitsmotivation

Das hilft gegen den "Montagsblues"

Stand
Autor/in
Anngret Faber
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Montagmorgen, der Wecker klingelt. Dieser Moment ist für manche Leute einer der unangenehmsten in der ganzen Woche. Doch ist man am Montag tatsächlich am wenigsten leistungsfähig? Das haben Forschende der Uni Leipzig jetzt untersucht.

Schlaf und gute Gedanken sind der Schlüssel für einen famosen Start in die Woche. Das ergab eine Studie der Leipziger Universität – und: Der Montagsblues ist nicht real. Die Probandinnen und Probanden sind am Montag genauso leistungsfähig wie an allen anderen Tagen. Allerdings bilden sie sich ein, dass der Montag der schwierigste Arbeitstag sei. Wie kommt man erfolgreich durch den Montag? Und an welchem Tag fühlen sich Arbeitnehmer*innen am besten?

Montags mehr Herzinfarkte und Schlaganfälle

Wenn man in der Epidemiologie und in der medizinischen Literatur nachschaut, ist der Montag mit vielen negativen Dingen assoziert, sagt der Psychiater und Schlafforscher Frank Pilmann. So gebe es montags mehr Herzinfarkte, mehr Schlaganfälle, sogar mehr Suizide als an anderen Wochentagen. Wahrscheinlich habe das so Pillmann, sehr unterschiedliche Gründe. Einer davon könnte sein, dass viele bei verdächtigen Symtomen am Wochenende erst mal bis Montag abwarten.

"Sag mir, warum ich den Montag nicht mag" ist ein viel besungenes Thema. Die Studienlage zu diesem Phänomen ist allerdings widersprüchlich, sagt Oliver Weigelt. Der Psychologe arbeitet an der Universität Leipzig im Fachbereich Arbeits- und Organisationspsychologie. Einige Studien zeigen, dass es den Probanden am Anfang der Arbeitswoche schlecht geht, andere hingegen zeigen das nicht.

Die Forschenden um Oliver Weigelt haben versucht, beide Perspektiven zusammenzubringen und zu erklären, dass vielleicht beide Seiten recht haben.

Die miese Stimmung am Montag fällt nicht so stark aus, wenn man sich auf seine Aufgaben in der neuen Woche freut.
Die miese Stimmung am Montag fällt nicht so stark aus, wenn man sich auf seine Aufgaben in der neuen Woche freut.

Wohlbefinden unter der Woche wohl unabhängig vom Wochentag

Die Leipziger arbeiteten mit 87 Probandinnen und Probanden. Per Tagebucheintrag gaben sie an, wie sie sich fühlen. Zwei Wochen und zwei Wochenenden - morgens, mittags und nachmittags. Tagebucheintrag bedeutet in der angewandten Psychologie, dass die Proband*innen Fragebögen ausfüllen. Das Ergebnis: Das Wohlbefinden ist am Montag nicht anders als am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag. Erstaunlich war, dass es keine Rolle spielt, ob man sich am Wochenende mehr erholt als in der Woche.

Mehr Schlaf sorgt für Wohlgefühl am Wochenende

Wenn das Wochenende einen starken Kontrast zu meinem sonstigen Alltag bildet, hat sich so Weigelt, bei diesen Erholungserfahrungen kein Effekt gezeigt, also das könne nicht diesen Zugewinn an Vitalität am Wochenende erklären.
Andererseits zeige sich deutlich: Am Wochenende geht es den Leuten besser als in der Woche. Allerdings sei diese Wirkung am Montag meist wieder futsch. Verantwortlich für das Wohlfühlgefühl am Wochenende seien nicht etwa sportliche oder sonstige Aktivitäten, sondern, laut Studie, der Schlaf.

Montags ist das morgendliche Klingeln des Weckers wohl für viele am schwersten zu ertragen.
Montags ist das morgendliche Klingeln des Weckers wohl für viele am schwersten zu ertragen.

Schlafmangel wohl wichtiger Grund für Montagsblues

"Wenn es mir gelingt, am Wochenende wesentlich besser zu schlafen, weniger Schlafbeeinträchtigungen zu haben, als ich unter der Woche habe, dann trägt das ganz erheblich zu einer Verbesserung der Vitalität übers Wochenende bei."

Auch für den Psychiater und Schlafforscher Frank Pillmann ist Schlaf ein entscheidender Grund für den Montagsblues. Einige Studien würden zeigen, dass "in den modernen Industriestaaten doch sehr viele Leute an einem Schlafdefizit leiden, an einer Schlafschuld."

Im Schnitt schlafen Menschen in Industrienationen jede Nacht eine Stunde zu wenig, ergaben Studien. Das häuft sich im Laufe der Woche an und am Wochenende wird das nachgeholt. Allerdings verschiebt sich dabei der Schlafrhythmus, also die innere Uhr – im Schnitt um eine Dreiviertelstunde. Pillmann nennt das den „sozialen Jetlag“. Die Menschen gehen später ins Bett und stehen später auf.

"Man schläft natürlich sonntags messbar später ein und sontags ist dann die Müdigkeit größer und auch kognitive Funktionen, also gedankliche Schnelligkeit sind da messbar vermindert. Das erklärt nicht alles, aber wahrscheinlich bei einigen Menschen, warum man am Montag besonders schwer in Gang kommt."

Viele Menschen schlafen sonntags erst später ein und müssen dann am nächsten Morgen wieder früh raus. Das sorgt nicht unbedingt für gute Laune.
Viele Menschen schlafen sonntags erst später ein und müssen dann am nächsten Morgen wieder früh raus. Das sorgt nicht unbedingt für gute Laune.

Lichtwecker können Start in den Tag erleichtern

Doch es gibt Mittel und Wege um am Montag gut aus dem Bett zu kommen. Erstens das Hormon Melatonin. Frank Pillmann zitiert eine Studie, die zeigen konnte, dass die Einnahme einer Tablette Melatonin am späten Sonntagnachmittag helfen könne, den Rhythmus zu normalisieren. Eine andere Methode sei Licht. Das soll eine noch bessere Wirkung haben als Melatonin.

Andere warnen jedoch vor einem zu unbedachten Einsatz des Schlafhormons, da es gerade bei Überdosierungen von Melatonin auch zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Nervosität und Magenbeschwerden kommen kann oder bei Menschen mit Neigung zu Depressionen könnten diese unter Umständen sogar verstärkt werden.

Die Industrie hat sich einiges einfallen lassen, um das Wachwerden zu erleichtern. Vieles ist da Blödsinn, aber der Lichtwecker ist tatsächlich etwas, das einen medizinischen, biologischen Sinn hat und auch eine nachgewiesene Wirkung. Der Lichtwecker imitiert den Sonnenaufgang. Noch während des Schlafes wird er langsam hell.

Ein Lichtwecker kann den Start in den Tag etwas erleichtern.
Ein Lichtwecker kann den Start in den Tag etwas erleichtern.

Positiv den Tag beginnen

Oliver Weigelt nennt noch ein einen dritten Weg: Der Schwerpunkt der Analysen lag nach Aussagen von Oliver Weigelt darauf, welche Rolle die Erwartungen an die neue Arbeitswoche spielen. Und da scheint es so zu sein, dass der „Blue Monday Effekt“ (die miese Stimmung am Montag) nicht so stark ausfällt, wenn ich mich auf meine Aufgaben in der neuen Woche mehr freue.

So lassen sich vielleicht auch die widersprüchlichen Studienergebnisse erklären. Den Montagsblues gibt es nur für jene, die unzufrieden in die Woche schauen, keine Lust auf ihre Arbeit haben, nicht aber für die Menschen, die sich auf ihren Job freuen.

Übrigens zeigt die Studie auch, dass sich am Freitag die meisten Proband*innen am besten fühlen. Am letzten Tag in der Arbeitswoche sind die Menschen ausgelaugt und geschafft von der Woche. Aber der Gedanke an das Wochenende lässt all das unwichtig erscheinen. Auch das ein psychologischer Effekt, der ebenso am Montag wirken kann.

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Anngret Faber
Onlinefassung
Ralf Kölbel