Uhren ticken gleichmäßig und verleihen so unserem Leben und Arbeiten einen regelmäßigen Takt. Wenn eine Arbeit aber todlangweilig ist, schildern auch Versuchspersonen in Laboren, dass sich die Zeit für sie zäh wie ein Kaugummi dehnt. Wissenschaftler:innen sprechen dann von der subjektiven Zeit oder dem Zeitgefühl.
Was aber passiert, wenn die Uhren bei einer Aufgabe tatsächlich langsamer ablaufen? Und was, wenn die Zeit schneller als gewöhnlich tickt? Ließe sich damit Langeweile bekämpfen? Der Psychologe Daniel Schneider vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund hat das nun zum ersten Mal bei einer höheren geistigen Leistung getestet: Beim so genannten Arbeitsgedächtnis, das kurzfristig die Informationen festhält, die jemand braucht, um eine Aufgabe zu lösen.
Die Studie der TU Dortmund
30 Versuchspersonen sahen sechs farbige Objekte an einem bestimmten Ort auf einem Monitor und sollte sie sich merken. Nach einer kurzen Pause mussten sie dann angeben, an welchem Ort sich welche Farbobjekte befunden hatten. Anspruchsvoll für das Arbeitsgedächtnis, aber nicht gerade spannend. Immer wieder blendeten die Forschenden dabei eine Uhr ein.
Die Uhr lief manchmal korrekt, dann mal um 20 Prozent langsamer oder schneller als die normale Zeit. Eine reale Minute dehnte sich dann entweder auf 1 Minute und 12 Sekunden aus oder verkürzte sich auf schnelle 48 Sekunden. Daniel Schneider erklärt, dass die Anzahl der korrekt wiedergegebenen Farben bei der schnellere Uhr erhöht war. Bei der schnelleren Uhr seien es im Mittel 3,2, bei der langsameren Uhr drei korrekte Antworten gewesen.
Aktivität bestimmter Hirnwellen
Die Forschenden untersuchten auch die Aktivität bestimmter Hirnwellen, die anzeigen, wie gut die Ressourcen des Arbeitsgedächtnisses genutzt werden. Es zeigte sich, dass diese Thetawellen bei der schneller ablaufenden Uhr stärker aktiviert wurden. Die Versuchspersonen arbeiteten dann offenbar konzentrierter, sie waren im „Flow“. Jemand ist dann völlig von der Sache absorbiert.
Daniel Schneiders Interpretation lautet, dass die Versuchspersonen die Aufgabe positiver wahrnahmen und bewerteten, wenn die Uhr schneller lief. Die Ergebnisse dieser ersten Studie müssen in Zukunft noch weiter bestätigt werden. Sie werfen aber jetzt schon weitergehende Fragen auf. Erklärt die Studie zum Beispiel, warum Menschen, die unter Zeitdruck stehen, effektiver arbeiten? Im Grunde sorgt für Daniel Schneider bereits der Zeitdruck dafür, dass wir aufmerksamer arbeiten. Der Eindruck von schneller vergehender Zeit könne sich auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken.
Gestaltung des Arbeitsplatzes
Wie sollte man der Studie zufolge nun seinen Arbeitsplatz gestalten? Schneider sagt, dass der permanente Blick auf die Uhr vor allem bei langweiligen Aufgaben verhindert werden solle, da sich das negativ auf die kognitive Leistungsfähigkeit auswirken könne. Man solle deshalb die Sichtbarkeit von Uhren verändern und reduzieren.
Bei einer langweiligen Arbeit könnte man also seine Uhren sogar völlig abdecken – und um zu vermeiden, dass man dabei völlig das Zeitgefühl verliert, einen Wecker stellen, der alle halbe Stunde klingelt.