Medizin

Sind Adjuvantien im Corona-Impfstoff der Grund für Nebenwirkungen?

Stand
Autor/in
Carsten Watzl
Prof. Carsten Watzl, Immunologe

mRNA- und Vektorimpfstoffe enthalten keine Wirkverstärker

Beistoffe, also Wirkverstärker oder Adjuvantien, kennt man aus der Grippeschutzimpfung, weil man da tote Viren verimpft. Das Immunsystem reagiert auf tote Viren gar nicht. Deshalb muss man dem Immunsystem mit diesen Beistoffen erst mal eine Infektion vorspielen. Das sind dann solche Aluminiumverbindungen und Ähnliches.

Ich kann aber für die bisher zugelassenen Impfstoffe komplett Entwarnung geben. Diese Beistoffe sind in den mRNA-Impfstoffen und auch in den Vektorimpfstoffen überhaupt nicht drin. Das hat den Hintergrund, dass die RNA, die bei den mRNA-Impfstoffen eingesetzt wird, selber als Warnsignal für das Immunsystem wahrgenommen wird und deshalb diese Impfstoffe komplett ohne Beistoffe auskommen.

Was der Hörer angesprochen hat: Ja, die RNA ist sehr instabil, das heißt, wenn sich nach der Impfung wirklich RNA über den Blutstrom im Körper verteilen würde, dann ist das innerhalb von ein paar Stunden komplett weg.

Reaktion des Immunsystems kann Kopf- und Gliederschmerzen verursachen

Was aber auch passiert: Diese RNA ist ja in Lipid-Nanopartikel eingepackt, also in eine Fettschicht. Das führt dazu, dass die Zellen, die Muskelzellen, diese RNA aufnehmen. Darauf beruht ja die Impfwirkung, weil dann die Muskelzellen selber diesen kleinen Teil des Virus bauen. Darauf reagiert das Immunsystem. Und diese Reaktion des Immunsystems verursacht die Kopfschmerzen, die Gliederschmerzen, weil das Immunsystem dann so reagiert, als wenn man krank wäre. Deshalb treten die natürlich deutlich später auf. Und die RNA ist im Blut zwar weg. Aber in den Muskelzellen ist sie noch ein paar Tage da.

Muskel- oder Kopfschmerzen sind also keine Nebenwirkungen des Impfstoffs, sondern zeigen die Wirkung des Immunsystems?

Genau. Das nennt man eine induzierte Nebenwirkung, denn das beabsichtigt man sozusagen mit der Impfung. Oder es wird durch die Impfreaktion ausgelöst. Und deshalb ist es auch nach ein bis zwei Tagen bei den allermeisten Leuten weg. Man muss sich einfach darauf einstellen, dass das wirklich passiert. Ich sage immer: Lassen Sie sich bitte nicht vor Ihrer Hochzeit oder vor einem wichtigen Vorstellungsgespräch impfen. Wenn Sie sich am nächsten Tag ein bisschen ins Bett legen oder sich ruhig auf die Couch setzen können, dann ist das viel besser.

Könnten aber die aktuell beobachteten Thrombosen eine Nebenwirkung sein?

Da gehe ich, ehrlich gesagt, aktuell davon aus, da müssen wir aber noch ein bisschen auf die Entscheidung der EMA warten, weil ich da bisher auch keinen Einblick in die Daten habe. Aber ich würde es für wahrscheinlich halten, dass die EMA zu dem Schluss kommt, dass die Impfung doch ein bisschen was mit diesen Nebenwirkungen oder mit diesen Thrombosen zu tun haben kann, zumindest dass man es nicht ausschließen kann. Und was da der Mechanismus ist, das muss man wirklich noch mal sehen. Es könnte sein, dass da irgendwas auf diesem Impfvirus ist, das da verwendet wird, dieses Adenovirus. Das kann sich zwar selber nicht vermehren und kann deshalb auch nicht krank machen. Aber dass da irgendetwas ist, was das Immunsystem verwechselt und dann Antikörper gegen Blutplättchen macht. Aber das ist im Moment Spekulation; da müssen wir noch ein bisschen warten.

Das wird sicherlich auch nicht bei jedem auftreten; das sehen wir schon. Es ist eine seltene Nebenwirkung, die ungefähr einen in 200.000 Geimpften betrifft. Es wird natürlich wichtig sein herauszufinden, bei wem das auftritt, dass man diese Leute dann von der Impfung ausschließt.

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