Künstliche Intelligenz spielt auch in der Medizin eine immer wichtigere Rolle: Sie ermöglicht es, aus großen und komplizierten Datenmengen schnell die wichtigen Informationen herauszufiltern. Das kann auch im OP-Saal genutzt werden – das haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Utrecht in den Niederlanden jetzt in einer Studie in der Fachzeitschrift Nature gezeigt.
Hirntumoren können unter dem Mikroskop nicht immer genau bestimmt werden
Es geht um folgendes Szenario: Ein Tumor soll aus dem Gehirn eines Patienten entfernt werden. Als Neurochirurgin muss man sich entscheiden: Schneidet man ausschließlich den sichtbaren Tumor heraus? Oder doch besser auch das Gewebe drum herum? Das eine ist schonender für das Gehirn, das andere erhöht die Heilungschance – zumindest bei manchen Tumorarten.
Das Problem ist: Von außen kann man nicht erkennen, welche Tumorart vorliegt. Manche Krebsarten gelten als unheilbar, hier sollte man das Gehirn schonen, die Lebensqualität erhalten. Andere Tumore kann man durch eine Operation endgültig entfernen. Hier sollte etwas großzügiger geschnitten werden.
Bisherige Verfahren zur Tumorbestimmung zu langsam
Um zu beurteilen, welche Strategie im konkreten Fall die Beste ist, werden heute während der OP Gewebeproben von Fachleuten begutachtet. Doch mit dem Blick durchs Mikroskop kann man bei Gehirntumoren nicht immer abschließend sagen, welche Tumorart genau vorliegt. Es braucht genetische Analysen – doch die dauern aktuell eine Weile, manchmal hat man erst nach Tagen den genauen Befund.
Bis dahin mussten sich die Operateure natürlich längst entscheiden, wie viel sie entfernen. Hier muss eine schnellere Technik her. Genau das hat die Forschungsgruppe aus den Niederlanden entwickelt.
In einer ersten klinischen Studie haben sie die Gewebeproben von Hirntumoren während der Operation mit einer neuen Methode genetisch analysiert. So erhielten sie bereits nach 20 bis 40 Minuten Schnipsel aus dem Tumorgenom, die daraufhin von einer künstlichen Intelligenz beurteilt wurden.
KI kann bei der Entscheidung für richtiges OP-Verfahren helfen
Diese Software war zuvor mit den Daten von früheren Operationen und den typischen Genmustern von verschiedenen Tumoren trainiert worden. In 18 von 25 Fällen gelang es dem Forschungsteam, auf diese Weise innerhalb von 90 Minuten eine sichere Diagnose zu stellen – also noch während der OP.
In Zukunft könnte diese neue Technik zusätzlich zur Begutachtung des Gewebes unter dem Mikroskop genutzt werden, so die Autoren. Damit bekämen die Verantwortlichen im OP-Saal mehr Sicherheit bei ihrer Entscheidung, wie sie das jeweilige Gehirn operieren sollten.