Vor allem Kinder betroffen
Das RS- Erkältungsvirus ist nicht für alle Altersgruppen gleich gefährlich. Vor allem bei jüngeren Kindern kam es in den letzten Jahren zu extrem vielen Fällen, Arztpraxen und Kliniken waren teilweise am Limit. Bei manchen ist die Erkrankung kaum von einer leichten Erkältung zu unterscheiden und betrifft nur die oberen Atemwege. Bei anderen breitet sich das Virus auch in die unteren Atemwege aus – Das kann bis zu einer Lungenentzündung und Atemnot führen.
Bei Erwachsenen sind schwere Verläufe seltener, doch gerade bei älteren Menschen und chronisch Kranken kann RSV gefährlich werden. Europaweit verursacht Laut Paul-Ehrlich-Institut verursacht die Atemwegserkrankung bei Senioren über 65 jährlich rund eine Viertelmillion Krankenhausaufenthalte und etwa 17.000 Todesfälle.
Anfang Mai 2023 wurde in den USA der erste Impfstoff gegen RSV zugelassen – erstmal nur für ältere Menschen über 60 Jahren. Jetzt hat auch die Europäische Kommission den ersten Impfstoff gegen RSV für ältere Menschen zugelassen.
„Arexvy“ gewinnt Wettlauf um erste Zulassung
Es gibt einen regelrechten Wettlauf bei Impfstoffen gegen RSV. Vier Hersteller haben um die weltweit erste Zulassung konkurriert. Die erste Zulassung gibt es jetzt für Arexvy“ von Glaxo Smith Kline. Der Impfstoff ist allerdings noch gar nicht auf dem Markt, sondern soll erst im Herbst in die Apotheken kommen. Dann, wenn die nächste Welle mit dem Atemwegsinfekt RSV zu erwarten ist. Für wen der Impfstoff dann empfohlen wird, ist im Moment noch offen: zugelassen ist Arexvy für Menschen über 60. Das heißt aber nicht automatisch, dass alle in dieser Altersgruppe die Impfung bekommen sollten.
Denkbar ist auch, dass der Piks nur älteren Menschen mit erhöhtem Risiko empfohlen wird. Für Senioren mit Diabetes und chronischen Herz- und Lungenleiden gilt RSV als besonders gefährlich. Wann die Ständige Impfkommission in Deutschland sich dazu äußern wird, ist im Moment noch offen.
Hohe Wirksamkeit der Impfung
Auch aus den USA gibt es noch keine Empfehlungen der zuständigen Behörde. Fachleute in den USA haben die Zulassung dort vor einem Monat jedenfalls als Durchbruch gefeiert. Denn die Schutzwirkung ist laut einer Studie im New England Journal of Medicine hervorragend: Die einmalige Impfung schützte Probandinnen und Probanden über 60 zu 94 Prozent vor einem schweren Krankheitsverlauf. Das Risiko, überhaupt an RSV zu erkranken sank um rund 83 Prozent. Beide Werte sind deutlich besser als bei der jährlichen Grippeimpfung. Allerdings ist noch offen, wann die RSV-Impfung wieder aufgefrischt werden muss.
Früher gab es auch Rückschläge bei des Forschung an RSV-Impfstoffen
Schon in den 1960er Jahren wurde an Impfstoffen gegen RSV geforscht – erste größere Testreihen endeten aber tragisch. Damals starben zwei Kinder, viele weitere landeten im Krankenhaus: Der experimentelle Impfstoff mit dem inaktivierten Erreger hatte dazu geführt, dass die Kinder bei Kontakt mit dem echten Virus schwerer erkrankten als Ungeimpfte. Ein verheerender Rückschlag für die Forschung an neuen Impfstoffen auch gegen andere Krankheiten. Die jetzt erstmals zugelassene RSV-Impfung funktioniert aber komplett anders als bei den Versuchen damals; gravierende Nebenwirkungen sind bisher nicht aufgetreten.
Erreger kann nicht an Zellen andocken
Eine Impfung mit Arexvy erzeugt Antikörper gegen das sogenannte Fusionsprotein des RS-Virus: mithilfe dieses Proteins dockt der Erreger an gesunde Zellen an. Wenn sich genug Antikörper bilden, ist das bei Geimpften nicht mehr möglich. Die Ansteckung ist gestoppt. Die Zulassungsbehörden prüfen noch weitere vielversprechende Impfstoffkandidaten: Pfizer etwa hat neben einer Seniorenimpfung auch einen Wirkstoff für Schwangere entwickelt, der dann die neugeborenen Babys der Geimpften schützen soll. Weitere Hersteller haben Zulassungsanträge in den nächsten Monaten angekündigt.