Im Winter steigt die Gefahr für Erfrierungen und für Unterkühlung stark an. Um helfen zu können, ist es wichtig, zu verstehen, was während des Erfrierens im Körper passiert.
Erfrieren dauert meist mehrere Stunden - genügend Zeit um zu helfen!
In der Regel tritt ein Kältetod nicht schnell ein. Der Vorgang des Erfrierens dauert in der Regel mehrere Stunden. Gerade in unseren Breitengraden, wenn die Temperaturen nicht weit unter dem Gefrierpunkt liegen, bleibt so einige Zeit um einzugreifen und zu helfen.
Erste Stufe: Zittern und Verwirrung
Unser Körper reagiert auf eine beginnende, ernsthafte Unterkühlung zunächst mit Zittern. Starke Unterkühlung macht sich durch Schüttelfrost bemerkbar, also starkes, kaum zu kontrollierendes Zittern. Der Körper kommt in eine Art Schockzustand. Sinkt die Kerntemperatur nur um zwei Grad in den Bereich einer leichten Unterkühlung, dann treten zum Zittern noch Symptome wie Schwäche und geistige Verwirrung auf.
Zweite Stufe: Blutfluss in Arme und Beine wird reduziert
Bei Kälte versucht unser Körper zunächst die wichtigsten Organe zu schützen. Um den Energiebedarf zu reduzieren, reduziert er den Blutfluss in die Peripherie, also in die Arme und Beine. Finger und Zehen sind deshalb besonders anfällig für erste Erfrierungen.
Bemerkbar macht sich das durch Kribbeln und Taubheitsgefühl, die Haut wird kalt und rot. Bleibt es kalt, dann gefriert die Haut, wird erst wächsern und dann hart. Dabei gehen die Empfindungen für Kälte und Schmerzen verloren.
Dritte Stufe: Zittern hört auf, Erfrierende werden schläfrig
Ein sehr kritisches Stadium ist erreicht, wenn der Körper auf einmal nicht mehr zittert. Dann ist der Organismus so erschöpft, dass er die Wärmeversorgung durch schnelle Muskelbewegungen nicht mehr aufrecht erhalten kann.
Erfrierende sind in der Regel benommen und können oft nicht mehr klar sprechen. Sie wirken teilnahmslos und schläfrig. Ab diesem Zustand wird es lebensgefährlich, denn wer die Situation nicht mehr richtig einschätzen kann oder einschläft, kann sich nicht mehr selbst aus der gefährlichen Lage befreien.
Möglich: Erfrierende reißen sich Kleider vom Körper
Manchmal tritt dann auch das paradoxe Phänomen der sogenannten "Kälteidiotie" auf: Der Körper schüttet Endorphine aus, man fühlt sich wie im Rausch. Erfrierenden wird dann plötzlich heiß, manche reißen sich die Kleider vom Leib. Immer wieder findet man erfrorene Menschen, die sich teilweise entkleideten.
Tod durch Kälte bei 21 Grad Körpertemperatur
Beim Erreichen einer inneren Temperatur von 21 Grad tritt schließlich der Tod ein. Dabei versagt das Herz früher als das Gehirn. Dieses überlebt etwas länger, da sein Stoffwechsel langsamer abläuft.
Im Zweifel immer professionelle Hilfe rufen
Expert*innen raten, immer aktiv zu werden, wenn man einer Person begegnet, die hilflos wirkt oder sich gar nicht mehr bewegt. Auch wenn man nicht sicher ist, ob der Mensch noch lebt, sollte man am besten auf jeden Fall eine Decke oder Jacke über die Person ausbreiten und sofort professionelle Hilfe rufen.
Erfrierende müssen sehr langsam wieder erwärmt werden
Auf keinen Fall soll man stark unterkühlte Personen zu schnell aufwärmen, etwa durch Warmrubbeln oder Verbringen in die Nähe einer starken Wärmequelle, beispielsweise eines Heizkörpers. Plötzliche Wärmezufuhr kann dazu führen, dass sich die Blutgefäße zu schnell öffnen und kaltes Blut aus der Körperperipherie zurück in die Körpermitte strömt - was zum Versagen lebenswichtiger Organe führen kann.
Erste Hilfe bis die Sanitäter kommen
Richtig ist, die Erfrierenden an einen windstillen Ort zu bringen und ihnen gegebenenfalls nasse Kleidung auszuziehen. Sie sollten sich am besten auf einer Decke oder Isomatte in Ruhelage begeben und mit einer Decke zugedeckt werden. Warme, zuckerhaltige Getränke sind gut, aber auf keinen Fall Alkohol.