Für obdachlose Menschen sind die Wintermonate besonders gefährlich. Städte und Initiativen in Rheinhessen und an der Nahe schaffen für die kalte Jahreszeit deshalb zusätzliche Angebote.

Obdachlose und klirrende Kälte in der Pfalz

Gefährliche Minusgrade: Was tun Pfälzer Städte und Hilfseinrichtungen für Obdachlose?

Stand
AUTOR/IN
Heiko Wirtz-Walter
Porträt von Autor Heiko Wirtz-Walter auf einem Dreh

Wenn es knackig kalt wird in der Pfalz, dann leiden vor allen Dingen obdachlose Menschen. Was tun Städte und Hilfsorganisationen in der Pfalz, um Obdachlose zu unterstützen?

Für Obdachlose gibt es eine klare Regel: "Je tiefer die Temperaturen, desto höher der Druck auf die Menschen, die auf der Straße leben." Dieses Zitat stammt von Robin Rothe. Er leitet die Tages-Begegnungsstätte "Lichtblick" in Neustadt. Dort können sich Menschen, die auf der Straße leben jeden Tag von Montag bis Freitag zwischen 9 und 14 Uhr aufwärmen. "Es gibt ein kostenloses Frühstück und Heißgetränke und ein warmes Mittagessen für 2,50 Euro", sagt Robin Rothe. Um die 30 Menschen kommen jeden Tag.

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Vier "Kälte-Iglus" für Obdachlose in Neustadt an der Weinstraße

Seit Anfang Dezember gibt es zudem vier "Kälte-Iglus" in Neustadt an der Weinstraße. Zwei sind am Rand der Festwiese aufgestellt, die anderen beiden stehen auf einem privaten Gelände im Stadtgebiet. Die Iglus sind für Menschen gedacht, die sich nicht in eine städtische Notunterkunft einweisen lassen wollen. Ob die vier Iglus in den vergangenen Tagen genutzt wurden, kann Robin Rothe nicht genau sagen. "Aber die Wahrscheinlichkeit steigt bei diesen Temperaturen, dass die Iglus genutzt werden", sagt der Lichtblick-Leiter. Er rate trotzdem Obdachlosen, eine städtische Notunterkunft zu nutzen, wenn es sehr kalt ist. Manche Obdachlose wollen das aber nicht, weil sie beispielsweise mit einem Hund unterwegs sind - und den dürfe man nicht in eine Notunterkunft mitnehmen - aus hygienischen Gründen.

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In Speyer steigt Nachfrage nach warmen Schlafsäcken

In Speyer hilft die "Soziale Anlaufstelle Speyer", kurz SAS Menschen, die auf der Straße leben. Dort gibt es bei den eisigen Temperaturen jetzt eine erhöhte Nachfrage nach Iso-Matten und Schlafsäcken, die gegen Kälte schützen. "Am Dienstag haben wir acht Iso-Matten und sechs Schlafsäcke getauscht", sagt Stefan Wagner, der ehrenamtliche Leiter der Einrichtung am Speyerer Festplatz, die in einem ehemaligen Kiosk untergebracht ist. Immer dienstags und freitags können Bedürftige dort kostenlos frühstücken - kostenlos duschen können sie die ganze Woche. Stefan Wagner sagt, dass die Ehrenamtlichen der Anlaufstelle mit ihren privaten Autos bei Minusgraden regelmäßig die Schlafplätze der Obdachlosen abfahren, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist.

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Was in Ludwigshafen für Obdachlose bei Eiseskälte getan wird

"Obdachlose Menschen haben grundsätzlich immer die Möglichkeit, sich selbst von unserer Fachstelle für Wohnraumsicherung in eine Notunterkunft einweisen zu lassen", schreibt eine Sprecherin der Stadt Ludwigshafen auf SWR-Anfrage. Zudem gebe es in Ludwigshafen noch die sogenannte Kältewohnung. Die Wohnung werde im Winter abends geöffnet. Die Wohnung sei in diesem Jahr bereits seit Oktober offen.

"Die beheizte Zweiraumwohnung mit Toilette und der Möglichkeit der Warmwasserzubereitung hat eine Fläche von circa. 32 Quadratmetern. Die Ausstattung besteht aus vier Betten und vier Spinden. Sie ist anonym und kostenfrei nutzbar. Für drogenabhängige Menschen, die obdachlos sind, gibt es jederzeit die Möglichkeit, im "Sleep Inn" zu übernachten. Hier stehen zehn Notübernachtungsplätze zur Verfügung," schreibt die Sprecherin der Stadt Ludwigshafen weiter. Darüber hinaus gebe es noch eine Notunterkunft der Caritas, das Haus St. Martin. An besonders kalten Tagen seien die städtischen Streetworker in Ludwigshafen auch auf den Straßen unterwegs und verteilten Decken und Tee.

Kostenlose Schlafsäcke und warme Getränke an eisigen Tagen in Landau

"Die Streetworkerinnen und Streetworker sind täglich in der Stadt unterwegs – regelmäßig auch am späten Abend und verteilen bei Bedarf kostenlos Schlafsäcke, Decken und warme Getränke", teilte eine Sprecherin der Stadt Landau auf SWR-Anfrage mit. Donnerstags gebe es in Landau von 9 bis 11 Uhr im Haus der Jugend ein offenes Frühstücksangebot. Dort könnten sich Obdachlose für den Tag stärken, aufwärmen und mit den Mitarbeitenden der Straßensozialarbeit in Kontakt treten. Und wie siehts bei den Notunterkünften aus? "Die städtische Notunterkunft im Prießnitzweg ist zwar aktuell gut belegt, aber nicht voll", teilt die Stadt mit. Und die Stadt Germersheim schreibt auf SWR-Anfrage: "Die Obdachlosen, die sich momentan in der Stadt Germersheim aufhalten, sind alle in städtischen Einrichtungen untergebracht und müssen sich den tiefen Temperaturen, die momentan herrschen, nicht aussetzen."

Obdachlose bei Kälte

Was soll man tun, wenn Obdachlose in Notlage sind?

Was sollen Bürgerinnen und Bürger tun, wenn sich ein obdachloser Mensch in einer Notlage befindet? "Immer zuerst an die zuständigen Behörden wenden", teilt die Sprecherin der Stadt Landau mit. Bei medizinischen Notfällen sollen Helfer einen Notruf über die 112 absetzen oder - sofern keine medizinische Hilfe benötigt wird - "eine Person aber in Landau ganz akut von Obdachlosigkeit bedroht sein sollte, das städtische Ordnungsamt informieren. Die zuständigen Mitarbeiter sind telefonisch unter 0 63 41/13 32 13 zu erreichen. Außerhalb der Dienstzeiten der Verwaltung hilft die Polizei in solchen Fällen weiter."

Und auch wenn es vielleicht Überwindung kostet: Vielleicht einfach mal den obdachlosen Menschen an der nächsten Ecke fragen, ob man etwas tun kann, bevor man wieder in seiner warme Wohnung oder das warme Auto verschwindet.....Denn es gilt die eiskalte Regel: "Je tiefer die Temperaturen, desto höher der Druck auf die Menschen, die auf der Straße leben."

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