Das schriftliche Abitur in Baden-Württemberg hat begonnen - ganz im Zeichen von Corona- mit Abstandsregeln und Hygieneschutzverordnung. Im Vorfeld hat es viel Aufregung gegeben. Schülerinnen und Schüler hatten bundesweit gefordert, das Abitur für dieses Jahr ganz abzublasen und stattdessen ein Durchschnittsabitur aus den schon vorliegenden Noten zu errechnen.
Kultusminister gegen Durchschnittsabitur
Ein Durchschnittsabitur haben die Kultusminister abgelehnt, möglicherweise weil zu diesem Zeitpunkt die Abiprüfungen in Hessen und Rheinland-Pfalz schon gelaufen waren. Nun hat der deutsche Hochschulverband gefordert, den Abiturienten bei schlechtem Abschneiden eine Art Corona-Bonus zu geben.
Corona-Bonus fürs Abitur, wenn die Zeugnisse schlecht ausfallen
Der Präsident des deutschen Hochschulverbandes, Professor Bernhard Kempen, hat gefordert, den Abiturienten einen Corona-Bonus zuzuerkennen, falls die Leistungen deutlich schlechter ausfallen werden. Also falls die Abiturnoten im Schnitt fast eine halbe Note schlechter ausfallen sollten wie in den Vorjahren. Eine Art Bonus könnten dann auch die Hochschulen selbst geben, indem sie dem Jahrgang bei den zulassungspflichtigen Fächern entgegenkommen - so der Vorschlag.
Hochschulrektoren gegen Abibonus bei Studienbeginn
Der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz in Baden-Württemberg, Professor Stefan Dabbert hält es nicht für den richtigen Weg, dass die Hochschulen die schwierigen Bedingungen für das Abitur pauschal hinterher korrigierten.
Mögliche Boni für das Corona-Abitur sollen auf Schulebene verhandelt werden
Dabbert, der auch Rektor der Universität Hohenheim ist, findet, dass ein Ausgleich - wenn nötig - auf Ebene der Schulen zum Beispiel bei der Korrektur der Abiaufgaben durchgeführt werden sollte. Und er fragt im Gegenzug:
Gymnasialdirektoren rechnen nicht mit schlechterem Abischnitt
Uwe Müller, Vorsitzender des Direktorenverbandes Nordbaden – also der Vereinigung der Gymnasialdirektoren, rät erstmal abzuwarten, ob das Abitur in Baden-Württemberg wirklich so schlecht ausfällt, wie man es befürchtet. Er bezweifelt, dass es so große Abweichungen nach unten geben wird. Stattdessen vermutet Müller, wird das Abi im Durchschnitt der letzten Jahre liegen.
Studierende fordern ein Durchschnittsabitur
Der deutsche Hochschulverband fordert, dass dem Abiturjahrgang 2020 durch die Coronakrise kein Nachteil entstehen soll. Das findet auch Jacob Bühler, der die Hürde Abitur schon genommen hat. Er studiert an der Universität Tübingen und engagiert sich im Vorstand der Studierendenvereinigung FZS:
Nach Ansicht der Lehrer sind die Abiturienten 2020 sehr gut vorbereitet
Uwe Müller, Rektor des Max-Planck-Gymnasiums in Karlsruhe, geht davon aus, dass die diesjährigen Abiturienten sehr gut vorbereitet sind. Zumindest wenn man objektiv die Rahmenbedingungen betrachte. Die Prüfungen wurden vier Wochen nach hinten verlegt und genau diese Zeit wurde von den Lehrerinnen und Lehrern genutzt, um ihnen nochmal den Stoff nahe zu bringen und sie auf die schriftlichen Abiturprüfungen zu konzentrieren. Deshalb hätten die Abiturientinnem prinzipiell alle Möglichkeiten, ein gutes Abi zu schreiben:
Abiturnote errechnet sich auch aus vielen Noten der Vor-Coronazeit
In die endgültige Abiturnote fließen viele Vornoten aus der Vor-Corona-Zeit – also aus den ersten drei Halbjahren. Sie können das Ergebnis stabilisieren. Dass die Corona-Krise Schülerinnen und Schüler in ihrer Abi-Vorbereitungszeit beeinträchtigt hat, bedenkt Rektor Müller schon.
Lehrkräfte sollen Rücksicht nehmen - auch bei der Bewertung des Abiturs
Rektor Müller hofft nun, dass diese Einschränkungen nicht so stark auf die Abiprüfungen durchschlagen. Und er setzt darauf, dass die Lehrkräfte viel Rücksicht auf die diesjährigen Abiturienten nehmen und dass die Corona-Krisenzeit auch bei der Bewertung der Prüfungen berücksichtigt wird.
Auch Hochschulrektor Stephan Dabbert hält es für angemessen, dass wegen der Sondersituation die Prüfungsbewertung und Ausgabenaufwahl für das Abitur angepasst werden. Er geht aber nicht davon aus, dass die Abinoten im Schnitt schlechter sein werden als in den Vorjahren:
Der nächste Abiturjahrgang wird stärker von der Corona-Krise betroffen sein
Der kommende Abiturjahrgang bereitet den Gymnasien jetzt schon große Sorgen. Bei denen, die nun in der elften Klasse in den Startlöchern stehen, werde schließlich auch die Vorbereitungszeit aufs Abitur durch Corona ziemlich schwierig. Das befürchtet auch Stephan Dabbert, Rektor der Uni Hohenheim: