Sie ist ein Wahrzeichen der Eifel: Die 100-Meter-Schüssel des Radioteleskops Effelsberg, die seit nunmehr 50 Jahren in die Tiefen des Universums lauscht. Die Geheimnisse des Universums zu lüften ist gar nicht so einfach, manchmal versperren ferne Gas-und Staubwolken den Blick auf das, was dahinter liegt. Doch auch wenn sichtbares Licht die Erde erreicht, problemlos die Atmosphäre durchdringt und nachts auf der Erde gut zu empfangen ist, gibt es Probleme, wenn das Wetter nicht mitspielt und Wolken die Sicht versperren – und da kommt die Radioastronomie ins Spiel.
Denn viele kosmische Objekte senden Radiowellen aus, etwa Sonnen, explodierende Sterne oder sogenannte Quasare. Und die Analyse solcher Radiowellen macht dann sichtbar, was sich sonst hinter dichten Gas- und Nebelwolken verbirgt. Einer der weltweit wichtigsten Orte für die Radioastronomie liegt seit nunmehr 50 Jahren in der Eifel: Das Radioteleskop Effelsberg.
Kurze Geschichte des Radioteleskops
Der Bau des Teleskops beginnt 1968, nachdem das kleine Tal nahe des Eifelstädtchens Effelsberg aus über 30 möglichen Standorten ausgewählt wurde. Es geht zügig voran: Schon nach einem halben Jahr stehen große Teile der Stahlkonstruktion. Es ist eine technische Meisterleistung, denn bis dahin wurde noch nie so viel Metall so präzise zusammengebaut. Am 12. Mai 1971 trifft sich die internationale Wissenschaftselite in Effelsberg, um das damals größte bewegliche Radioteleskop der Welt feierlich einzuweihen. Der Weltmeistertitel hat knapp 29 Jahre Bestand, erst im Jahr 2000. wird in den USA ein etwas größeres Teleskop gebaut und verdrängt Effelsberg auf Platz 2.
Max-Planck-Institut für Radioastronomie
Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie gehört zur Weltspitze bei der Erforschung des Universums. Astronomische Objekte senden Radiowellen aus, durch deren Analyse man erkennen kann, was sich etwa hinter dichten Gas- und Nebelwolken verbirgt – oder sonst gar nicht sichtbar ist. Die über 2 Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxie "Hercules A", die im sichtbaren Licht unscheinbar wirkt, zeigt zum Beispiel erst im Radiobereich gewaltige, sogenannte Plasma-Jets, deren Energie wohl aus einem riesigen Schwarzen Loch in ihrem Zentrum stammt.
Beobachter aus der ganzen Welt kommen zum Institut, um das Teleskop zu benutzen und Forschung zu betreiben, sagt Prof. Michael Kramer, Direktor des Max-Planck-Instituts in Bonn. Das Teleskop sei gut in Schuss, aber komplett neu sei das Innere des Teleskops, die Detektoren, die Empfänger und die Datenerfassungsgerät. Innen sei das Teleskop also auf dem neuesten Stand. Kramer geht davon aus, dass das Teleskop so noch weitere Jahrzehnte hervorragend betrieben werden könne. Es sei wesentlich besser und empfindlicher, als noch vor 50 Jahren.
Radioteleskop immer noch im Einsatz
Das Radioteleskop ist nach wie vor rund um die Uhr im Einsatz – außer wenn nachgeschaut werden muss, welche Spuren das wechselhafte Eifel-Wetter auf dem verwinkelten Stahlfachwerk hinterlassen hat. Diese spezielle Konstruktion sorgt dafür, dass sich die 100-Meter-Schüssel beim Kippen und Schwenken nur minimal verbiegt und damit die notwendige Präzision für die astronomischen Messungen erhalten bleibt.
Das Teleskop wiegt mit 3.200 Tonnen tatsächlich relativ wenig im Vergleich zu anderen Teleskopen, die doppelt so schwer bei ähnlicher Größe sind. Die nutzten dann Motoren, um die entsprechenden Oberflächenelemente auf die richtige Stellung zu bringen. Beim Radioteleskop Effelsberg sei das sehr elegant passiv gelöst und funktioniere seit 50 Jahren perfekt, sagt der Astrophysiker Dr. Alexander Kraus.
Elevationsantrieb des Radioteleskop Effelsberg
Wenn der Winter die Eifel verlassen hat, beginnt der alljährliche Frühjahrscheck am Radioteleskop Effelsberg. Erste Station für das Inspektionsteam: Der sogenannte „Elevationsantrieb“ in 50 Metern Höhe, mit dem die 100-Meter-Schüssel gekippt werden kann. Die Getriebe seien noch original, also 50 Jahre alt. Es werde immer überprüft, ob der Lauf des Getriebes ruhig und gleichmäßig ist und ob das Zahnkreuz ordentlich geschmiert ist – das sehe alles gut aus im Moment, erklärt Kraus.
Ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von Elektromotoren, Zahnstangen und Gelenken wuchtet die gewaltige Konstruktion präzise nach oben – wenn notwendig, auf 0,3 Millimeter genau. Die 1.900 Tonnen schwere Schüssel braucht nur rund 6 Minuten von 7 bis 90 Grad. In der Unterkonstruktion werde der diesjährige Anstrich stattfinden.
Alexander Kraus erklärt: Jedes Jahr im Juli und August würden Teile des Teleskops angestrichen. Das dauere ungefähr 18 bis 20 Jahre bis sie fertig seien. Und man sehe sehr deutlich, dass der letzte Anstrich tatsächlich 20 Jahre her sei. Das sei nun fällig. Erst solle der Dreck entfernt und gereinigt werden und eben dann komme der neue Schutzanstrich und der neue Farbanstrich zum Korrosionsschutz drauf.
Schüssel des Radioteleskops
Die letzte Etappe der Frühjahrsinspektion ist die fast 8.000 Quadratmeter große Schüssel, mit deren Hilfe die Radioastronomen in die Weiten des Universums lauschen. Die riesige, glänzend weiße Fläche besteht aus Einzelsegmenten, die mit einer Genauigkeit von 0,2 Millimetern ausgerichtet sein müssen. 2.360 Oberflächenpaneelen seien es, die den 100-Meter-Spiegel ausmachten, so Alexander Kraus.
Es seien keine Beschädigungen zu sehen. Der Plan in diesem Sommer sei es, korrodierte Stellschrauben in den Paneelen auszutauschen. Es werde viel Arbeit in das Teleskop gesteckt und das ist auch nach 50 Jahren noch gut in Schuss – auch wenn man regelmäßig streichen, reparieren und nachjustieren muss, damit das Riesenohr in der Eifel auch weiterhin das leise Flüstern der Sterne hören kann.