Das Judentum ist im Gegensatz zum Christentum und zum Islam keine missionierende Religion. Es ist nicht darauf aus, dass Nicht-Juden konvertieren. Aber wer will, kann Jude werden.
Judentum missioniert nicht
Das Judentum ist nicht darauf aus, Menschen, die nicht gebürtige Juden sind. irgendwie zu überzeugen, jüdisch zu werden. Aber wenn das jemand aus eigener Initiative möchte, beispielsweise wenn jemand einen jüdischen Partner hat und bereit ist, jüdisch zu werden, damit die Familie später eins ist, dann sagen die Juden: Das ist okay.
Kind einer jüdischen Mutter ist von Geburt an jüdisch
Allerdings kann der Übertritt natürlich nur auf der religiösen Schiene vollzogen werden, denn die Mutter kann ich dann ja nicht mehr auswechseln. Der Sohn oder die Tochter einer jüdischen Mutter ist automatisch per Geburt Jude oder Jüdin. Das ist unabhängig davon, ob diese Person in ihrem späteren Leben eine sehr gläubige Person ist oder nicht. Diese Person ist jüdisch.
Man kann also nur auf der religiösen Ebene zum Judentum übertreten, aber das ist ein langer Prozess. Man muss sehr viel lernen. Eine Frau muss vorweisen, dass sie eine koschere Küche führen kann. Wenn es ein Mann ist, muss er zeigen, dass er im Gottesdienst mitkommt. Es sind viele Erfordernisse, die im engeren, religiösen Sinne und vielleicht auch im juristischen Sinne relevant sind.
Tauchbad und Beschneidung
Wenn der Kandidat oder die Kandidatin die entsprechende Prüfung vor einem Gericht von drei Rabbinern abgelegt hat, bekommt der Kandidat oder die Kandidatin den Zettel mit dem Stempel. Wenn es eine weibliche Kandidatin ist, geht sie einmal ins Tauchbad. Wenn es ein männlicher Kandidat ist, wird außerdem noch eine medizinische Beschneidung vollzogen. Ab dem Zeitpunkt, wo er oder sie die ganze Prozedur überstanden hat, sind beide zu hundert Prozent akzeptiert als Mitglieder der jüdischen Gemeinde und als Juden.
Geschichte Wie kamen die ersten Juden nach Deutschland?
Die Juden kamen nicht "nach Deutschland", sondern sie lebten schon hier, lange bevor es so etwas wie "Deutschland" gab, nämlich im 2. bis 3. Jahrhundert nach Christus. Damals war das, was heute Süddeutschland ist, Teil des Römischen Reiches. Das belegen archäologische Zeugnisse aus jener Zeit, Objekte etwa, die an den traditionellen siebenarmigen Leuchter, die Menora erinnern. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0. | Schalom und Hallo. Eine Reise durch 1700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte | 25.10.2021 | Das Erste | In der ARD Mediathek bis 25.10.2022 | http://swr.li/juden-in-deutschland
Sprache Wie ist Jiddisch entstanden?
Das Jiddische hat sich aus dem Mittelhochdeutschen entwickelt, doch ansonsten liegen die Ursprünge im Dunkeln. Es gibt kaum Quellen aus der Zeit vor 1350. Zumindest die Struktur des Jiddischen spricht für eine Herkunft im oberdeutschen Raum, also im Sprachgebiet des Alemannischen, vor allem aber Bairisch-Österreichischen bis hin zum Böhmischen. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.