Biologie

Gibt es Geburtsschmerzen nur beim Menschen?

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Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Geburtsschmerzen kaum bei Wildtieren beobachtet

"Viele Mühsal will ich dir bereiten, wenn du Mutter wirst. Mit Schmerzen wirst du Kinder gebären." Das war die Vorwarnung von Gott an Eva.

Richtig ist: Geburtsschmerzen kommen nach Beobachtung von Wildtierforschern zwar auch bei Tieren vor. Von Elefanten etwa wird es berichtet, aber das sind eher vereinzelte Fälle. Im Ausmaß und in der Regelmäßigkeit der Geburtsschmerzen ist der Mensch ein Sonderfall. Es gibt dafür auch eine evolutionäre bzw. anthropologische Erklärung.

Evolution: schmalere Becken und größere Gehirne beim Menschen

Als eine Ursache für die Geburtsschmerzen gilt nämlich der aufrechte Gang, den sich unsere Vorfahren vor einigen Millionen Jahren in der afrikanischen Savanne angeeignet haben. Der aufrechte Gang hat zum einen zu einem schmalen Becken geführt. Zum anderen hat er die Intelligenz-Entwicklung vorangetrieben. Wer aufrecht läuft, hat die Hände frei, kann eine manuelle Geschicklichkeit entfalten und irgendwann Werkzeuge herstellen. Werkzeuge, mit denen unsere Vorfahren auch jagen konnten. Das alles erfordert aber Hirnschmalz. Um bei der Jagd erfolgreich zu sein, organisierten sie sich in Kleingruppen, das verlangt viel Kommunikation – auch das ist ein Faktor, der das Gehirn wachsen lässt. Und weil sie nun jagten, aßen unsere Vorfahren mehr Fleisch – und diese proteinreiche Nahrung hat ebenfalls das Hirnwachstum vorangetrieben.

Unterm Strich ergibt sich dadurch eine gegenläufige Entwicklung. Im Politikerdeutsch könnte man sagen: Die Evolution stand vor einem Zielkonflikt: Der aufrechte Gang forderte ein schmales Becken und somit einen schmalen Geburtskanal, die zunehmende Intelligenz dagegen führte bei den Babys zu einem größeren Gehirn und somit größeren Schädel. Das Ergebnis ist ein im wahrsten Sinne schmerzhafter Kompromiss.

Früchte vom Baum der Erkenntnis als Sinnbild für die Intelligenzentwicklung

Insofern muss man zur Erklärung den lieben – bzw. zornigen – Gott nicht unbedingt heranziehen, trotzdem gibt die biblische Erklärung eine treffende Metapher: Denn nach dem Bericht der Genesis war die schmerzhafte Geburt ja die Strafe dafür, dass Eva Adam dazu verführt hat, die Früchte vom Baum der Erkenntnis zu essen. Wenn man dieses "Vom-Baum-der-Erkenntnis-Essen" als Sinnbild für die Intelligenzentwicklung bei den frühen Menschen betrachtet, dann passt das Bild in gewisser Hinsicht: Die Schmerzen beim Gebären waren gewissermaßen der Preis, den der Mensch für sein großes Gehirn und seine Intelligenz zu zahlen hatte. Bzw. es war ein Preis.

Menschliches Gehirn passt nur unfertig durch den schmalen Geburtskanal

Es gab noch einen anderen: Anders als bei den meisten Tieren ist das Gehirn bei der Geburt noch sehr unfertig – sonst wäre es einfach zu groß für den schmalen Geburtskanal. Der Mensch kommt ziemlich hilflos auf die Welt und braucht nach der Geburt mehr als 15 Jahre, bis er sich aus der Abhängigkeit der Eltern löst. Andere Tiere, auch Säugetiere, sind da viel schneller, weil ihr Gehirn bei der Geburt schon relativ weit entwickelt ist. Das menschliche Gehirn dagegen wächst nach der Geburt noch eine ganze Weile im gleichen Tempo weiter wie zuvor im Mutterleib.

Im Bild: Hebammen und Ärztin simulieren bei einer Übung eine Notfallsituation während einer Geburt

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