Erste menschliche Sonde landete 1970 erfolgreich auf der Venus
Rein vom Abstand her läge die Venus tatsächlich näher. Sie ist 38 Millionen Kilometer entfernt, der Mars dagegen 55 Millionen Kilometer. Da Strecke und Reisezeit ein kritisches Moment in der ganzen Raumfahrt sind – zum Mars dauert es zwei Jahre – würde man natürlich Fahrzeit sparen, wenn der Flug stattdessen zur Venus ginge. Und doch hört man fast nur von Mars-Missionen und Mars-Robotern. Die Venus dagegen steht im Schatten der Aufmerksamkeit.
Blickt man in die Vergangenheit, war das nicht immer so. Der erste fremde Planet, auf dem eine menschliche Sonde landete, war 1970 die Venus – nicht der Mars. Und es folgten weitere Missionen, auch erfolgreiche Landungen, bei denen die Sonden sogar Signale von der Oberfläche zur Erde geschickt haben. Das Problem: Das taten sie nie länger als knapp 2 Stunden – dann war es vorbei.
Venus ist verdammt heiß und hat sehr mächtige Atmosphäre
Der Haken ist nämlich: Auf der Venus ist es verdammt heiß, über 400 °C. Das liegt zum einen daran, dass sie viel näher an der Sonne ist, zum anderen herrscht auf ihr ein enorm hoher Luftdruck.
Der Mars dagegen hat eine ziemlich dünne Atmosphäre und es ist eher kalt – im Schnitt -50 °C, auf der sonnenabgewandten Seite können es auch mal -120 °C sein. Diese Kälte stellt hohe Anforderungen an die Astronauten und ihre Geräte. Doch ist es immer noch leichter, sich vor dieser Kälte zu schützen als sich vor Temperaturen von über 400 °C, wie sie auf der Venus herrschen.
Während der Mars fast seine ganze Atmosphäre verloren hat, dort also ein extrem niedriger Druck herrscht, ist die Venus das komplette Gegenteil – sie hat eine sehr dichte Atmosphäre und dort herrscht ein 90-mal höherer Druck als auf unserem Heimatplaneten. Der Druck auf der Venus entspricht somit dem Druck in einer irdischen Meerestiefe von 900 Metern.
Man kann in solchen Druckverhältnissen irgendwie zurechtkommen. Das hat u.a. auch der Regisseur James Cameron 2012 mit seiner Tiefseefahrt zum Marianengraben bewiesen, der mehr als zehnmal tiefer ist. Trotzdem tun sich Astronauten in der sehr dünnen Marsatmosphäre leichter als in der sehr dichten Venusatmosphäre.
Mars ist für Menschen geeigneter als die Venus
So ist der Weg zum Mars zwar weiter, aber der Mars ist nicht ganz so unwirtlich. Und wenn man langfristig denkt, geht es nicht nur darum, dort Sonden hinzuschicken, sondern vielleicht auch mal Menschen – für die ist der Mars immer noch wesentlich geeigneter als die Venus.
Raumfahrt Ist die Außenhaut von Raumfahrzeugen im All heiß oder kalt?
Es wird definitiv heiß, und das ist wirklich ein Problem, auch für die ISS. Der Stress wirkt auf die Bauteile ein, denn sie werden auf der einen Seite erhitzt, aber auf der Schattenseite, der Nachtseite der Erde, kühlt das Material aus. Dadurch treten Temperaturspannungen auf. Das führt dazu, dass man solche Raumfahrzeuge nicht ewig betreiben kann. Zusammen mit der kosmischen Strahlung und kleinen Staub- und Schrottteilchen, die durchs All fliegen und auf das Material einwirken, beschränken diese Temperaturunterschiede die Haltbarkeit. Von Uwe Gradwohl | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Raumfahrt Was ist das Ziel des Mars-Rovers Perseverance?
Perseverance soll Gestein sammeln, in Probenröhrchen verpacken und auf der Marsoberfläche ablegen. Später soll ein europäischer Rover kommen – USA und ESA teilen sich die Arbeit – diese Proben einsammeln und zu einem Startplatz bringen. Dort wird ein US-amerikanischer Lander stehen, der in der Lage ist, eine Rakete mitsamt den Proben in die Mars-Umlaufbahn zu schießen. Von Uwe Gradwohl | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0
Raumfahrt Sind bemannte Missionen zum Mars bald möglich?
Denkbar ist es und die Technik ist weiter entwickelt als je zuvor, um das wirklich leisten zu können. Das Problem: Die Lebenserhaltungssysteme müssen auf die lange Flugzeit und die Aufenthaltszeit auf dem Mars ausgelegt sein. Unter einem Jahr Flug und einem in diesem Jahr kurzen Aufenthalt auf dem Mars geht da nichts. Von Uwe Gradwohl | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0