Wie viel "Römer" steckt heute noch in den Deutschen? Einerseits nicht viel – und doch dürften die meisten von uns Nachfahren berühmter Römer sein.
Römer waren im Südwesten eine Minderheit
Die Frage "Wie viel Römer steckt in uns?" kann man zunächst historisch angehen: Die Römer waren hier im Südwesten Deutschlands zahlenmäßig immer eine Minderheit, auch wenn sie zeitweise geherrscht haben. In den römischen Armeen wiederum waren ja nicht nur Römer: Da waren Iberer darunter, Afrikaner, Menschen vom Balkan, alle möglichen anderen Völker, die die Römer als Barbaren bezeichnet haben. Von daher haben die Römer nicht viel an Genen hinterlassen.
In den letzten 2000 Jahren gab es sehr viel an Völkerbewegung. Wir haben oft die Vorstellung, dass die Menschen früher jahrhundertelang in ihren Dörfern gelebt, sich dort vermehrt haben und nie weggezogen sind. Aber so war es nicht. Früher gab es wie auch heute große Wanderungsbewegungen, Migration, Flucht und Vertreibung. Insofern steckt wohl in uns allen, wenn man das 2000 Jahre zurückverfolgen könnte, alles mögliche: Römer, Germanen, Kelten, Inder, Chinesen, Afrikaner.
Ich habe darüber mit Joachim Burger gesprochen; er ist Professor für Paläogenetik an der Uni Mainz. Er hat mich auf einen ganz entscheidenden Punkt hingewiesen: Wenn man sagt "direkte Nachfahren der Römer" – was bedeutet das denn?
Warum viele von uns von Augustus abstammen dürften
Nehmen wir Augustus. Der hatte eine Tochter. Die hatte wiederum Kinder. Angenommen, diese Kette ist bis heute tatsächlich ungebrochen. Also gibt es irgendwo Nachfahren von Augustus. Aber ist das etwas Besonderes? Denn gleichzeitig sind es ja Nachfahren von Tausenden, wenn nicht Millionen anderer Menschen, die in der Antike gelebt haben.
Wir sind alle verwandt
Das kann man leicht ausrechnen: Jeder von uns hat zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern usw. Mit jeder Generation wächst die Zahl der direkten Vorfahren um den Faktor 2. Wenn wir pro Generation 25 Jahre rechnen und 2000 Jahre zurückgehen, haben wir 80 Generationen. Und in jeder von ihnen verdoppelt sich die Zahl der Vorfahren. Da hätte rein rechnerisch (2 hoch 80) jeder von uns Tausende von Trilliarden direkte Vorfahren.
Da sieht man sofort: Das kann nicht sein, so viele Menschen hat’s nie auf der Welt gegeben. Das bedeutet wiederum, dass sich natürlich in den Generationen dazwischen auch wieder mal mehr oder weniger entfernte Verwandte begegnet sind und gepaart haben. Anders gesagt: Wenn Sie in der Antike rechnerisch Milliarden mal mehr direkte Vorfahren haben als es damals Menschen gab, dann gehört vermutlich mindestens die halbe Menschheit der Antike zu Ihren direkten Vorfahren – sofern diese Menschen Kinder hatten.
Genetische Ahnensuche – Herkunftstest mit Nebenwirkungen
Wenn man das wiederum genetisch betrachtet, bedeutet es: Wir alle haben möglicherweise ein paar Augustus-Gene, nur ist davon bei jedem von uns nicht mehr viel übrig. Jedes Elternteil gibt immer nur die Hälfte seiner Gene weiter. Da ist es auch völlig schnuppe, ob jemand Kaiser ist oder Bauer.
Kaiser, Bauern, Seefahrer: Augustus-Gene sind milliardenfach verdünnt
Die "Augustus-Gene", sollte es sie geben, sind milliardenfach "verdünnt". Und selbst wenn Sie so ein Nachfahre von Augustus wären, wären sie über eine andere Linie gleichzeitig der Nachkomme einer kaukasischen Bäuerin und eines normannischen Seefahrers und vieler hunderttausend anderer Urahnen, von denen sie genauso abstammen wie von Augustus.
Mobilität Werden alte Römerstraßen heute noch für den Verkehr genutzt?
Das bekannteste Beispiel ist sicherlich die Via Appia in Italien, auf deren Verlauf heute die italienische Fernverkehrsstraße SS7 von Rom nach Brindisi führt. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Redewendung Teile und herrsche – divide et impera: Woher kommt der Gedanke?
Nachdem die Römer ihre Herrschaft etabliert hatten, bliebt ihnen nichts andere übrig, als sehr vieles abzugeben und Aufgaben zu delegieren. Denn man muss bedenken, dass das Römische Reich riesengroß war. Es reichte von Schottland bis in die arabische Wüste, nach Nordafrika usw. Dieses große Gebiet war mit vormodernen Mitteln nicht so einfach zu beherrschen. Darum mussten die Untertanen das Reich unterstützen. Von Hans-Joachim Gehrke
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Der Vergleich mit Tierrassen führt in die Irre. Und auch die Genetik hat die Idee von Menschenrassen widerlegt. Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Genetik Großväter vererben ihre Glatze an die Enkel – stimmt das?
Wenn jungen Männern schon relativ früh die Haare ausfallen und man sich fragt, woher sie das haben, lohnt es sich, einen Blick auf den Vater der Mutter zu werfen, bei dem das möglicherweise auch schon so war. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
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Nein! Die Handlinien und Fingerabdrücke sind zwar oft ähnlich, aber nie identisch. Man hat bisher noch keine Zwillinge gefunden, die tatsächlich identische Fingerabdrücke hatten. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.