Esskultur

Ist der Döner eine deutsche Erfindung aus Berlin?

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Autor/in
Gábor Paál
Gábor Paál

Das hört man oft, ist aber nicht einmal eine Halbwahrheit. Das Prinzip des Döner Kebab stammt eindeutig aus der Türkei und ist schon Anfang des 19. Jahrhunderts in der westanatolischen Stadt Bursa belegt.

Was bedeutet "Döner"?

"Döner" heißt "rotierend", "Kebab" ist Grillfleisch (auch das auf dem Balkan verbreitete "Ćevapčići" leitet sich daraus ab) "Döner Kebab" entsprechend: "Rotierendes Grillfleisch".

Dieses Verfahren: Fleisch ggf. verschiedener Sorten – anfangs primär Rind oder Kalb, Hammel oder Lamm – aufzuspießen, rotieren zu lassen, dabei zu grillen und dann immer den äußeren Rand abzuschneiden – das gab’s damals in Bursa auch schon. Vielleicht war es sogar damals bereits weiter verbreitet, aber für Bursa ist es auf jeden Fall belegt.

Dort lebte in auch ein Koch namens Iskender, dem die berühmte nach ihm benannte Variante des Iskender Kebab etabliert hat: Döner-Fleisch mit Jogurt, gegrillten Paprika und Tomaten.

Woher kommt die Behauptung, Döner sei eine deutsche Erfindung?

Und doch hört man immer wieder, der Döner sei 1972 in Berlin erfunden worden. Woher stammt diese Erzählung?

Tatsächlich gab es damals einen Gastarbeiter aus der Türkei, Kadir Nurman, der war schon 1960 erst nach Stuttgart gekommen und zog 1966 nach Berlin. Er arbeitete erst als Kaufmann, dann als Monteur und hatte schließlich eine Idee. Er kannte Döner Kebab aus seiner türkischen Heimat. Allerdings war das dort ein normale Mahlzeit, die man, oft in guten Restaurants, auf Tellern servierte, mit Reis oder anderen Beilagen.

Deutsch am Döner ist vor allem das Brot

Er dagegen hatte den Eindruck, dass es im betriebsamen Deutschland einen Markt geben könnte für schnelle Mahlzeiten. Das Konzept "Imbiss" gab es damals eigentlich nur in Form von Brat- oder Currywurst.

Und so machte Kadir Nurman aus dem einstigen Tellergericht "Döner Kebab" eine Imbiss-Mahlzeit, steckte das vom Spieß abgeschnittene Fleisch in ein Fladenbrot (Pide) mit ein paar Zwiebeln dazu, und so gab es Döner auf die Hand.

Das war noch sehr schlicht, ohne viel Soße, nicht „mit allem und scharf“, das kam erst später. Aber Kadir Nurman war der Begründer einer eigenen deutsche Döner-Imbiss-Kultur, die sich von Berlin aus in die übrige Bundesrepublik ausbreitete und die längst weltweit kopiert wird.

Insofern kann man sagen: Kadir Nurman hat den Döner in Deutschland eingeführt, die Fladenbrot- und damit Imbiss-Variante erfunden und somit, das, was der Deutsche landläufig unter einem "Döner" versteht - aber das Gericht „Döner Kebab“ gab es schon mindestens 150 Jahre vorher in der Türkei.

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