Digitale Spiele sind in Deutschland ein bedeutendes kulturelles Phänomen, das über 49,8 Millionen Menschen erreicht und als Industrie einen jährlichen Umsatz von 6,6 Milliarden Euro generiert. Der demografische Querschnitt der Spielenden zeigt ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis und ein Durchschnittsalter von rund 38 Jahren. Die Landschaft der angebotenen Titel ist enorm breit und reicht von milliardenschweren Mainstream- Produktionen bis hin zu von einzelnen Personen entwickelten Titeln.
Die soziale Dimension von Gaming spiegelt sich in Subkulturen und großen Events wie der Gamescom. Im Kontext von Videospielen entstehen neue mediale Formate wie “Let‘s Plays” und mediale Plattformen wie Twitch. Technologie- und Medienkonzerne investieren Milliarden in Gaming. Filme und Serien, die auf bekannten Spielereihen basieren, gewinnen an Bedeutung. Zukunftstrends wie Extended Reality Gaming, User Generated Games und generative Künstliche Intelligenz zeigen die dynamische Entwicklung des Mediums, das sich immer wieder neu erfindet.
Durch ihre Immersion und bewusst gewählte Spielmechaniken können Spiele auf einzigartige Weise Wissen vermitteln, Zusammenhänge erklären und Geschichten erzählen. Erfolgreiche Spiele prägen den Diskurs, beeinflussen die öffentliche Meinungsbildung und inspirieren andere Mediengattungen. Das Medium Spiel kann Bezüge zu aktuellen Ereignissen herstellen und zur demokratischen Bildung der Spielenden beitragen.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat die Chance, Games als spezifisch audiovisuelles Medium zu nutzen und sein bisheriges Angebot im Sinne seines Auftrags zu ergänzen. Da der primär kommerziell betriebene Spielemarkt die Lebenswirklichkeit der Menschen in Deutschland und Europa bislang nur bruchstückhaft und meistens klischeehaft abbildet, können Produktionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks die Vielfalt auf dem Markt deutlich erhöhen und sinnvoll ergänzen.
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kann und muss nicht in den direkten Wettbewerb mit Spieleproduktionen treten, die dreistellige Millionenbeträge aufrufen. Er muss aber in diesem publizistischen Wettbewerb insoweit bestehen, dass Spielende erreicht werden können, um Relevanz entfalten zu können. Das stellt eine zentrale Herausforderung dar. Daher ist es unerlässlich, eine ganzheitliche Strategie zu entwickeln und den Erfolg möglicher Initiativen kritisch zu beobachten, um Lerneffekte anzustoßen.
Die Erfolgsmessung von Spielen im Kontext des öffentlich-rechtlichen Auftrags sollte über eine rein monetäre Betrachtung hinausgehen. Dazu wird ein Framework vorgeschlagen, das die Aspekte Aktivierung, Spielzeit, Bewertung der Erfahrung, Kognitive Effekte und Sekundäre Effekte berücksichtigt.
Mehr zu Gaming und aktuellen Angeboten
Der SWR setzt seit Jahren auf innovative digitale Spiele und bereichert kontinuierlich sein Portfolio mit Gaming-Formaten, die Information mit Bildung, Unterhaltung und Spaß auf zeitgemäße Weise verbinden. Mit seinem Gaming-Angebot beweist der SWR, dass moderne Medienformen und der Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Hand in Hand gehen. Eine Auswahl an Formaten gibt es hier: