Haltung | 26.03.2020

Interview mit der „Jungen Freiheit“

Stand
Autor/in
Prof. Dr. Kai Gniffke

Ich gebe als Intendant das eine oder andere Interview und ich freue mich, wenn sich andere Medien für uns und unsere Arbeit interessieren. Gerade jetzt werde ich häufig nach unserer Arbeit unter den Bedingungen der Corona-Krise gefragt. Vor einigen Wochen bekam ich eine Anfrage der „Jungen Freiheit“, die von einigen Politikwissenschaftlern im Grenzbereich zwischen Konservativismus und Rechtsextremismus verortet wird. Soll ich mit dieser Zeitung reden? Ja, denn das ist Teil meines Jobs.

Es gibt durchaus Stimmen, die sagen, mit der Jungen Freiheit solle man nicht reden. So hätte ich es mir leicht machen und mit Verweis auf einen vollen Terminkalender das Interview ablehnen können. Damit hätte ich mir jegliche Diskussion erspart. Das ist nicht mein Ding. Für mich ist die Frage, ob mir Autoren, Kolumnen und Kommentare in der JF gefallen oder nicht, kein Kriterium ein Interview abzulehnen. Ich werbe seit Jahren dafür, den Dialog in unserer Gesellschaft nicht abreißen zu lassen. Insbesondere den Dialog mit den Menschen, die beispielsweise den öffentlich-rechtlichen Rundfunk kritisieren. Das Publikum der Jungen Freiheit zählt sicher nicht zum Fanclub der ARD. Aber gerade deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Argumente austauschen und dabei den gegenseitigen Respekt wahren. Eine lebendige Demokratie steht und fällt mit der Fähigkeit unterschiedliche Positionen offen und fair mit einander auszutragen.

Zum Zeitpunkt des Gesprächs in meinem Büro in Stuttgart ahnte noch niemand, dass das Thema Corona wenige Tage später alle anderen verdrängen würde. Deshalb musste der Text einige Zeit bis zur Veröffentlichung warten und ist von daher komplett Corona-frei. Als mich der JF-Redakteur zu Beginn des Gesprächs darauf hinwies, er werde mich mit seinen Fragen wohl etwas ärgern müssen, habe ich nur geantwortet, das sei okay, es sei schließlich nicht der Job eines Journalisten, gefällige Fragen zu stellen. Eineinhalb Stunden haben wir dann tatsächlich intensiv über den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gesprochen. Dabei hat die JF intensiv nachgehakt, inwieweit wir (in unserem Falle also der SWR) diesem Auftrag unvoreingenommen und unparteiisch nachkommen. Darauf liegt der Fokus des Interviews. Dass die viele andere Aspekte unseres Gesprächs in der letztendlich veröffentlichten Version kaum auftauchen, finde ich etwas schade, obliegt aber der journalistischen Gewichtung der JF.

Übrigens ist es nicht das erste Mal, dass ich mit der JF spreche. Bislang gab es zwar noch kein langes Interview, aber in meiner Funktion bei ARD-aktuell gab es mehrfach Anfragen nach Statements des Tagesschau-Chefredakteurs. Schon damals hat die JF stets korrekt gearbeitet und alle Zitate autorisieren lassen. Dies war auch diesmal der Fall. Morgen erscheint das Interview nun in der JF.

Ihr

Kai Gniffke

Stand
Autor/in
Prof. Dr. Kai Gniffke