Mitte Juni 2020: Endlich wieder raus und ein echtes Interview von Mensch zu Mensch. Ein zweistündiger Rundgang über eine eindrucksvolle Großbaustelle, mit Schutzweste, Helm und Gummistiefeln – natürlich mit Abstand.
Ja, genau das ist es, was mir an meinem Beruf gefällt und was wegen Corona leider nur ausnahmsweise wieder möglich ist: Experten zu löchern und in ihr Arbeitsgebiet so tief einzutauchen, bis ich wirklich verstanden habe, was wichtig ist. Ich mag es auch, ihre Meinung zu erfahren, ihre Wünsche und manchmal von ihren Bedenken und Ängsten zu hören. Nicht alles muss in die Sendung, manches darf unter uns bleiben. Aber nur wenn die Menschen mir vertrauen, kommt oft Überraschendes zur Sprache.
Apropos Überraschung: Vorgezeichnet war dieser Weg nun wirklich nicht bei meinem Chemiestudium. Bei der anschließenden Arbeit im Labor merkte ich aber schnell, dass es mir viel besser gefällt, meine Experimente anderen zu erklären, als sie zigmal selbst zu wiederholen. Dass damals so etwas wie Wissenschaftsjournalismus gerade erst entstand, war ein glücklicher Umstand.
Für SWR2 Wissen habe ich recherchiert, wie Chemikalien in Plastik und Kosmetik unsere Gesundheit angreifen oder wie der Baustoff Holz das Klima schützt. Mein Feature „Medikament nicht lieferbar“ über Engpässe in der Pharmaindustrie wurde mit dem „Expopharm Medienpreis“ ausgezeichnet.