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Endlich Schulkind! – Wie der Übergang vom Kindergarten gelingt

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Autor/in
Katja Hanke
Katja Hanke
Onlinefassung
Ulrike Barwanietz
Candy Sauer

Was muss ein Kind zur Einschulung können? Kitas vermitteln Vorschulkindern zum Beispiel ein Grundverständnis für Zahlen. Doch die Eltern sind entscheidender für den Bildungserfolg.

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Wichtige Vorbereitung auf die Schule durch Elternhaus und Kita

In der Regel bereiten Kitas die Kinder auf die Schule vor – mit speziellen Aktivitäten für Vorschulkinder oder sogar in eigenen Vorschulgruppen. Lese- und Schreibecken, Bauteppiche, Morgenkreise, Gruppenprojekte, Sprachbildung, Kinderreime – in der Kita sind Inhalte in Spielen und Aktivitäten verpackt, die den Kindern Spaß machen.

Viele Kinder lernen beispielsweise das Zählen schon vor der Schule, nebenbei beim Spielen in der Kita oder zu Hause. Bringen sie diese Fähigkeiten jedoch nicht bereits mit in die Schule und lassen sich solche Wissens-Lücken in der ersten Klasse nicht schließen, dann kann sich das Problem von Jahr zu Jahr vergrößern, bis die Kinder in Mathematik gar nicht mehr mitkommen.

Familie hat den größten Einfluss auf die Fähigkeiten des Kindes

Mittlerweile weiß man, dass die Familie sogar einen noch größeren Einfluss als die Kita darauf hat, ob Kinder gut auf die Schule vorbereitet sind. Gerade was die sprachlichen Fähigkeiten betrifft, starten Kinder aus weniger gebildeten Familien mit einem Rückstand – ganz besonders jene, die zudem eine andere Muttersprache sprechen.

Rechnen lernen im Kindergarten: 25 Prozent der deutschen Viertklässler zeigten in einer internationalen TIMS-Studie 2019 nur rudimentäre Mathe-Kenntnisse, den meisten fehlen die Grundlagen
Rechnen lernen im Kindergarten: 25 Prozent der deutschen Viertklässler zeigten in einer internationalen TIMS-Studie 2019 nur rudimentäre Mathe-Kenntnisse, den meisten fehlen die Grundlagen

Ein weiteres Problem der frühen Bildungsungleichheit: Nur selten besuchen Nichtakademiker-Kinder schon in ihren ersten Jahren eine Kita. Das bedeutet: Einige Kinder hängen schon bei der Einschulung zurück. Und dieser Rückstand kann sich durch die gesamte Bildungslaufbahn ziehen.

Migrationshintergrund darf kein Nachteil für die Entwicklung des Kindes sein

Überhaupt sei das deutsche Bildungssystem sehr monolingual auf die deutsche Sprache ausgelegt, so Anja Seifert, Professorin am Institut für Kindheits- und Schulpädagogik der Justus-Liebig-Universität Gießen. Kinder, die mit Deutsch als Muttersprache aufwachsen, haben einen Bildungsvorteil im Vergleich zu denen, die zu Hause eine andere Sprache sprechen.

Die ständig wiederkehrende Debatte, Kinder mit vermeintlichen Defiziten erst später einzuschulen, würde Anja Seifert gern ein für allemal beendet sehen. Denn nicht nur in vielen Großstädten, auch in kleineren Städten wie Heilbronn haben 75 Prozent der unter Dreijährigen einen sogenannten Migrationshintergrund. Das darf sprachlich nicht zu einem Nachteil für die Entwicklung der Kinder werden.

Bildungshäuser: wertvoll für den Übergang von der Kita in die Schule

Wie wertvoll es ist, wenn Kita und Schule eng zusammenarbeiten, zeigen die "Bildungshäuser für Drei- bis Zehnjährige" – ein Projekt, das an verschiedenen Standorten in Baden-Württemberg seit über zehn Jahren läuft: Kindergarten- und Grundschulkinder spielen und lernen dort zusammen, angeleitet von Lehrkräften und Erziehern.

Kind mit großer Lesebrille: Einige Grundschulen nehmen spielendes Lernen und die Fragen und Themen der Kinder mehr in den Unterricht auf
Einige Grundschulen nehmen spielendes Lernen und die Fragen und Themen der Kinder mehr in den Unterricht auf

Begleitende Studien haben belegt, dass alle Kinder dadurch gewinnen: Die jüngeren sind so besser auf die Schule vorbereitet und den älteren fallen die ersten Jahre in der Grundschule leichter. Ganz besonders Kinder, die zu Hause nicht viel gefördert werden, profitieren sprachlich und auch in ihren mathematischen Kompetenzen.

Auch die Grundschule sollte Spaß machen

Anja Seifert von der Universität Gießen findet, dass die Bildungshäuser eine hervorragende Methode sind, den Übergang erfolgreich zu gestalten. Außerdem sollten Grundschulen mehr wie Kitas arbeiten, sagt Seifert, also spielendes Lernen und die Fragen und Themen der Kinder mehr in den Unterricht aufzunehmen. Einige Schulen tun das bereits.

Vom Kindergarten in die Schule – das ist ein großer Schritt. Kindergärten und Eltern können die Kinder dabei unterstützen und zum Beispiel möglichst oft mit ihnen ausführlich über Dinge sprechen, die sie interessieren, Würfel- und Strategiespiele spielen und ihre Selbstständigkeit fördern.

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"Babyjahre" oder "Kinderjahre": Mit seinen Erziehungs-Ratgebern hat der Schweizer Kindheitsforschers Remo Largo (1943 - 2020) viele Eltern begleitet.

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Die Zahl der Rüpel und Rowdies scheint sich zu vermehren. Umfragen belegen, dass Ton und Umgang zwischen den Menschen rauer werden - auf der Straße, in Bus und Bahn, im Supermarkt. Gleichzeitig boomen Benimm-Seminare. Wie passt das zusammen? Werden Ellenbogen wichtiger als Etikette? Und welche Regeln sollten im gesellschaftlichen Miteinander gelten? Marion Theis diskutiert mit Prof. Dr. Michael Hartmann – Soziologe; Clemens Graf von Hoyos – Unternehmer, Knigge-Trainer; Prof. Dr. Dorothee Kimmich – Kulturwissenschaftlerin

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Zu viele Kalorien, zu viel Daddeln, zu wenig Bewegung: Immer mehr Kinder haben Übergewicht. Sport hilft, aber auch Prävention und weniger Werbung für Junkfood. Von Anja Schrum (SWR 2023/2024) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/uebergewicht-kinder-was-tun | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen

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Der Kinderonkologe Stefan M. Pfister entwickelt mit seinem Team neue Diagnose- und Therapieverfahren bei kindlichen Hirntumoren. | Mehr zur Sendung: http://swr.li/krebskranke-kinder | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@SWR2Wissen

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Eine Studie des RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung bestätigt das Phänomen des „Mütter-Burnouts“. Anhand von Krankenkassen-Daten wurde herausgefunden, dass in den ersten vier Jahren der Mutterschaft mehr Antidepressiva, Schmerzmittel und Psychotherapien verschreiben werden.

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