1989 bis 1990

Das Ende der DDR

Stand

Interview: Die Tonaufnahmen und ihre Bedeutung


Christoph König im Gespräch mit Dr. Stefan Wolle, wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums in Berlin.

Die Tonaufnahmen im Einzelnen

8.7.1989 Kirchenvertreter fordern DDR-Bürger zum Bleiben auf

8.7.1989 | Auf dem Kirchentag in Leipzig wird die Unzufriedenheit mit dem DDR-Regime deutlich. Mehr als 3.000 Oppositionelle kommen in die Stadt, in der sich ohnehin schon jeden Montag in der Nikolaikirche regierungskritische DDR-Bürger treffen.

22.8.1989 DDR-Flüchtlinge im Aufnahmelager Schöppingen

22.8.1989 | Über die ungarische Grenze gelingt tausenden DDR-Bürgern im August 1989 die Flucht über Österreich in die Bundesrepublik. Dort landen in Notaufnahmelagern wie im westfälischen Schöppingen.

4.10.1989 Dresdner wollen auf Flüchtlingszug aus Prag aufspringen

4.10.1989 | Der zweite Zug mit DDR-Flüchtlingen fährt von Prag Richtung Bundesrepublik. Er muss dabei aber durch die DDR. So berichtet SDR-Korrespondent Gerhard Rein von Menschen am Dresdner Hauptbahnhof, die die Hoffnung hatten, auf eben jenen Zug aufspringen zu können.

5.10.1989 Flüchtlings-Zug aus Prag kommt im bayerischen Hof an

5.10.1989 | Der Zug mit den DDR-Flüchtlingen fährt nur sehr langsam durch die DDR und muss oft halten. Am frühen Morgen schließlich rollt er über die deutsch-deutsche Grenze und erreicht um 5:45 Uhr schließlich den Bahnhof im fränkischen Hof.

6.10.1989 Gorbatschow in der DDR – Kein "Wer zu spät kommt ..."

6.10.1989 | Die DDR beginnt mit den Feiern zu ihrem 40. Jahrestag. Es gibt großes Tamtam mit Militärparade und allem, was dazugehört. Doch die Krise ist unübersehbar, die Demonstrationen laut. Der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow besucht zum Jubiläum die DDR. Er ist der Hoffnungsträger der Demonstrierenden. Gorbi, hilf uns, rufen sie, und noch viel mehr. Hier ein Zusammenschnitt der wichtigsten Demonstrationsrufe. Gorbatschow selbst hört die Rufe sichtlich gerne. Später wird ihm der Satz in den Mund gelegt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Das soll er in Bezug auf die Honecker-Regierung gesagt haben. Doch dieser Satz ist nicht im Ton überliefert. Und ob er ihn je gesagt hat, ist fraglich. Im folgenden Ton hören wir, was er tatsächlich gesagt hat. Die Szene: Gorbatschow vor der Neuen Wache Unter den Linden. Umringt von Dutzenden Reportern. Er geht auf eines der Mikrofone zu und gibt ein Statement. Da redet er zweimal über die Lehren des Lebens, aber von zu spät kommen ist nicht die Rede. Aus seinen späteren Gesprächen mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker gibt allerdings noch ein Protokoll. Dort wird Gorbatschow mit den Worten zitiert: Wenn wir zurückbleiben, bestraft uns das Leben sofort. Zwei Reporter machen daraus die griffige Übersetzung: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Gorbatschow erfährt davon später, und ihm gefällt das, er übernimmt den Satz in seiner Autobiografie. Funfact: Im Zusammenhang mit dem Ende der DDR gibt es noch ein zweites berühmtes Zitat, das so nie gesagt und erst nachträglich zum großen Wort hochstilisiert wurde – nämlich den Willy Brandt zugeschriebenen Satz "Es wächst zusammen, was zusammen gehört".

24.10.1989 Reportage von Radio DDR über die Leipziger Montagsdemonstrationen

24.10.1989 | Regierungskritische Töne nun auch in der Berichterstattung des DDR-Rundfunks. Hier in einer Reportage von Radio DDR über die Leipziger Montagsdemonstrationen am 24. Oktober 1989. Der Name des Reporters ist leider nicht archiviert.

4.11.1989 Rede von Jan Josef Liefers vor dem Mauerfall

4.11.1989 | "Mein Name ist Liefers, ich bin Schauspieler": Kurz vor dem Mauerfall spricht der Schauspieler Jan Josef Liefers auf der Groß-Demonstrationen auf dem Berliner Alexanderplatz. Es ist die erste offiziell genehmigte Demonstration in der DDR, organisiert von Schauspielern und Mitarbeitern an Ost-Berliner Theatern.

4.11.1989 Gregor Gysi auf der Großdemonstration auf dem Alexanderplatz

4.11.1989 | Auch der Rechtsanwalt Gregor Gysi spricht auf der Groß-Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz. Gysi gehört der SED an, hat sich aber in den vergangenen Wochen als Anwalt für die Zulassung des oppositionellen Neuen Forums eingesetzt. Darüber spricht er auch jetzt.

Das letzte Jahr der DDR

10.11.1989 Der Tag nach der Maueröffnung

10.11.1989 | Einen Tag nach Öffnung der Mauer fand vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin eine Kundgebung mit westdeutschen Spitzenpolitikern statt: Walter Momper, Willy Brandt, Hans-Dietrich Genscher und der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl.

4.12.1989 Vermeintlicher Stasi-Mitarbeiter berichtet von Aktenvernichtung

4.12.1989 | Wenige Wochen nach dem Fall der Mauer ist im DDR-Rundfunk ein Interview mit Sprengkraft zu hören. Ein junger Stasi-Mitarbeiter will gesehen haben, dass sein Vorgesetzter mit Unterlagen im Heizraum verschwindet. Die Stasi vernichtet belastendes Material, das ist die Nachricht.

4.12.1989 Sturm auf Stasi-Gebäude in Erfurt

4.12.1989 | Nach den ersten Berichten über angebliche Aktenvernichtungen in der ehemaligen Stasi kommt es in Erfurt und Ostberlin zu spontanen Kundgebungen. Die Demonstrierenden besetzten dabei auch das Stasi-Gebäude in Erfurt.

15.1.1990 Ansturm auf Stasi-Zentrale in Ostberlin

15.1.1990 | Nach der Stürmung der Stasi-Gebäude in Erfurt, in Leipzig, Suhl und Rostock ist am 15. Januar 1990 auch die Zentrale in Ostberlin dran. Es ist der Höhepunkt der Proteste. Wütende Bürgerinnen und Bürger stürmen die Zentrale in der Normannenstraße. Die Besetzung eskaliert.

Archivradiogespräch

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SWR