Ein von dem Komponisten Dieter Schnebel in den 1960er Jahren geprägter Begriff. Gemeint ist mit „sichtbarer Musik“ die Verlagerung von real klingender Musik ins Visuelle. Die Produktion von Musik entsteht in der Vorstellung bzw. im inneren Ohr des Zuhörers bzw. des Betrachters. Sie wird angeregt durch Körperbewegungen, Bildmaterialien oder auch Wörter, anhand derer der Betrachter Klänge und musikalische Strukturen imaginieren oder assoziieren möge. Man könnte von einer Konzeptmusik, einer Musik-im-Kopf oder einer virtuellen Musik sprechen. So ist Schnebels Mo-No (1969) eine „Musik zum Lesen“, sein ki-no (1962-67) eine „Nachtmusik für Projektoren und Hörer“, nostalgie (1960) ein „Solo für einen Dirigenten“. Weitere Werke von Visible Music haben neben den Fluxus-Leuten und manchen Akteuren der Klangkunst u. a. Nicolaus Richter de Vroe, Josef Anton Riedel, Jakob
Ullmann, Helmut Oehring geschaffen. Der Begriff Visible Music wird zudem auch im Kontext des Instrumentalen Theaters verwendet: Hier geht es um das Ineins und/oder um die gestaltete Kontrapunktik von Gesten und Tonerzeugungen.