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Willem Bruls: Venedig und die Oper – Auf den Spuren von Vivaldi, Verdi und Wagner

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Zahlreiche Komponisten wie etwa Claudio Monteverdi, Antonio Vivaldi, Richard Wagner oder Benjamin Britten ließen sich von Venedig inspirieren. Die musikalischen Stationen dieser Stadt erkundet Willem Bruls in seinem Buch „Venedig und die Oper“, das nun in deutscher Übersetzung im Henschel Verlag erschienen ist. Lara Fischer hat sich – zumindest gedanklich – auf Entdeckungsreise begeben.

Venedig – die Lagunenstadt, die mit ihren eleganten Palazzi und dem Gewirr aus Gassen, Kanälen und Brücken das Fernweh weckt. Es ist die Stadt, in der im Jahr 1637 das weltweit erste öffentliche Opernhaus eröffnet wurde. Und es ist die Stadt, in der der Verführer Giacomo Casanova sein Unwesen trieb. In seinem Buch „Venedig und die Oper“ macht sich Willem Bruls auf die Suche nach sichtbaren und verborgenen Spuren der venezianischen Opern- und Musikgeschichte.

„Wer heute nach Venedigs historischen Theatern sucht, wird davon nur noch Reste finden. Spuren gibt es, wohin man schaut, aber die konkrete Vergangenheit fehlt. So flüchtig eine Opernaufführung ist, so vergänglich sind auch die Gebäude, in denen einst Musik und Stimmen erklangen. Ich ziehe unzählige Male meine Runden um die Häuserblocks, ohne irgendwo eine Spur von Theaterarchitektur auszumachen, immer wieder lande ich in Sackgassen. Immer wieder dieser Geruch von verrottendem Holz, Katzenpisse und Brackwasser.“

Jedes Kapitel in diesem Buch beschreibt einen Spaziergang durch die Stadt – zur Rialtobrücke, zur Piazza San Marco, zum Teatro La Fenice bis hin zum Friedhof San Michele. Verknüpft werden all diese Orte mit einzelnen Kompositionen, Musikern, Ereignissen, literarischen Werken und menschlichen Tragödien – dazu zählt auch das Schicksal der Pariser Kurtisane Violetta, die in Verdis Oper zum Opfer einer dekadenten Gesellschaft wird:

„Von den unzähligen im La Fenice gefeierten Uraufführungen war La traviata die aufsehenerregendste. Das Stück erblickte hier am 6. März 1853 das Licht der Welt, hatte aber davor schon gehörig Staub aufgewirbelt. Der schonungslose Spiegel, den der Komponist seinen Zeitgenossen vorhielt, wurde als zu konfrontativ empfunden. Tragische Liebe gab es in der Oper schon lange, aber noch nie zuvor war diese Tragik so nahegerückt, psychisch so fühlbar geworden. Verdi sah sich gezwungen, die ganze Geschichte in die Vergangenheit zu verlegen. Damit war der Geschichte der konfrontierende zeitgenössische Stachel gezogen.“

Seine Ausflüge spickt Willem Bruls mit Interpretationen einzelner Werke: Ende 1882 besuchte Franz Liszt seinen Schwiegersohn Richard Wagner in Venedig. Wagner hatte hier einige Jahre zuvor bereits den zweiten Akt von „Tristan und Isolde“ komponiert. Nun suchte er in Venedig Erholung. Am 13. Februar 1883 starb Wagner in einem Palazzo am Canal Grande. Die Klänge von Liszts Trauergondel bergen bereits düstere Vorahnungen.

„Das Stück scheint aus einer unendlichen Reihe bizarrer Variationen auf den Tristan-Akkord zu bestehen. Impressionistisch klingt der Wellenschlag des nächtlichen Canal Grande gegen die glatte Gondel. Eine schwarze Totenbahre gleitet langsam, mit den unregelmäßigen Schlägen des Gondolieres voran.“

Mit „Venedig und die Oper“ erstellt Willem Bruls eine facettenreiche Topografie der Musik- und Kulturlandschaft von Venedig. Es ist ein Reiseführer der besonderen Art. Er macht Lust auf eigene Streifzüge durch die verwinkelte Lagunenstadt.

„Die alten Mythen und die Kraft der Tradition dringen in Venedig immer wieder an die Oberfläche der heutigen Zeit – wie das Wasser der Lagune, das bei Flut immer wieder aus den Gullys der Piazza San Marco hervorquillt –, um alle daran zu erinnern, dass diese Vergangenheit unausweichlich ist und die Zukunft bestimmen wird. Avantgarde bedeutet in der Lagunenstadt immer auch Tradition. Dagegen anzukämpfen, hat die schönsten Dinge hervorgebracht, doch wer am Ende den Sieg davonträgt, ist offensichtlich.

Gespräch Hanns-Josef Ortheil - Der von den Löwen träumte

Mit dem Strassenkreuzer nach Venedig? Ernest Hemingway hat es versucht, und Hanns-Josef Ortheil erzählt davon im Gespräch.

Luchterhand Verlag
978-3630874395
22 Euro

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