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Performing the Archive – Ensemble Recherche und SWR Experimentalstudio mit Musik der neuen Generation

Stand
Autor/in
Lydia Jeschke

Das Ensemble Recherche und das SWR Experimentalstudio sind beide rund 40 Jahre alt. Beide haben an der Geschichte der Neuen Musik mitgeschrieben und viele Uraufführungen angestoßen und realisiert. Aber wie ist die aktuelle Bedeutung dieses Erbes?

Gegenwart wird Geschichte

Mit der Geschichte des Neuen ist das so eine Sache: Wer zeitgenössische Musik macht, denkt zunächst vor allem an die Gegenwart und wagt vielleicht noch einen künstlerischen Blick in die Zukunft. Aber unverhofft – und manchmal schneller als gedacht – wird auch dieses Tun historisch und Teil eines eigenen Archivs.

Das Ensemble Recherche und das SWR Experimentalstudio sind inzwischen – nach unzähligen Aufträgen, Projekten und Uraufführungen – selbst Teil der Geschichte der Neuen Musik. Über die Zeit hat sich ein Erbe angehäuft, das es neben dem Blick ins Heute und Morgen nun auch zu berücksichtigen gilt.

Geschichte erzeugt neue Gegenwart

Warum also nicht einmal einen ganz frischen Blick ins eigene Archiv wagen und neue Reaktionen auf dieses Erbe provozieren? Für das Projekt „Performing the Archive“ beauftragten Ensemble und Studio Studierende der Kompositionsklassen der Hochschule für Musik Freiburg und der Musik-Akademie Basel, sich intensiv mit diesem Erbe zu beschäftigen.

Entstanden sind sechs Stücke für Ensemble mit und ohne Elektronik, die im Konzert am 29. Juni 2024 im Freiburger Schlossbergsaal zur Uraufführung kamen. Die vier kammermusikalischen Werke der Freiburger Studierenden Valeria Vinogradova, Dina Ahmadi-Jooghi, Erriko Sidiropoulos und Doyoon Yoon stellt die Sendung JetztMusik vor, außerdem einen Ausschnitt des multimedialen Stücks von Vili Polajnar.

Video: Die Uraufführung von „Live in Stereo“

„Live in Stereo“ heißt das Stück des amerikanischen Komponisten Dakota Wayne, das das Ensemble Recherche in Zusammenarbeit mit dem SWR Experimentalstudio in Freiburg spielte. Die Besetzung: acht Performer:innen, Video und Elektronik.

Live-Kamera als Teil des Spiels

Dakota Wayne nimmt die Aufgabe „performing the archive“ ganz wörtlich: Wir erleben in seinem Stück, wie aufgezeichnet und im Moment der Aufführung archiviert wird. Die Live-Kamera ist Teil des Spiels; auf einer Leinwand sehen wir, was die Musiker:innen spielen und auch, ob und wie das Publikum als Hörende oder Fotomotive Teil des Archivs werden.

„Wir führen ein paralleles Leben“, sagt Dakota Wayne. „Eingetaucht in das Fleisch der Welt, in den Informationsfluss unserer Sinne, fungieren wir als denkende, fühlende Wesen gleichzeitig als Sensoren für die zunehmend allgegenwärtigen Geräte in unseren Taschen, die jede Bewegung registrieren. Das Konzert selbst ist ein Archiv, und wie jedes andere reguliert und filtert es kulturelle Bedeutung, um denjenigen gerecht zu werden, die die Archivierung vornehmen.“

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Lydia Jeschke