Ein unbekanntes Werk von Mozart – scheint paradox? Tatsächlich tauchen seine frühen Streichquartette sehr selten in Konzerten auf. Das casalQuartett setzt Mozarts Streichquartett KV 170 gerne aufs Programm – schließlich ist das Ensemble Experte für Werke aus der Zeit, in der die Königsgattung der Kammermusik aus der Taufe gehoben wurde.
Das Quartett in den Kinderschuhen
Mozart ist 17, als er seine „Wiener Quartette“ zu Papier bringt – die Gattung selbst ist da auch noch im Teenager-Alter: Joseph Haydn, gewissermaßen der „Vater des Streichquartetts“, hat seine ersten Quartette erst vor etwa 12 Jahren geschrieben, allerdings noch fünfsätzig und unter der Bezeichnung „Divertimenti“. 1771 (und zwei Jahre vor Mozarts „Wiener Quartetten“) erscheint Haydns op. 9, seine erste „richtige“ Streichquartettserie, die die Grundform und Satzfolge der Gattung für Jahrzehnte prägt.
Quartette nach Haydnschem Vorbild
Mit diesen Quartetten op. 9 und den beiden folgenden Streichquartettserien Haydns beschäftigt sich Mozart ausführlich während einer Reise, die er im Sommer 1773 mit seinem Vater Leopold nach Wien unternimmt. Viel anderes scheint er auch nicht zu tun zu haben. Auftritte in der kaiserlichen Residenzstadt sind für diesen Zeitraum kaum dokumentiert.
So schreibt Mozart seinen eigenen Streichquartettzyklus im Haydnschen Stil: sechs viersätzige Quartette, davon steht eines in Moll und eines – nämlich KV 170, unser Musikstück der Woche – beginnt mit einem Variationssatz. Auch wenn die Wiener Quartette erst nach Mozarts Tod veröffentlicht wurden, gelangten sie wahrscheinlich schon vorher am Salzburger Hof oder auf Mozarts Reisen zur Aufführung.
… auf sündhaft teuren Instrumenten
In unserer Aufnahme spielt das casalQuartett auf Instrumenten von Jacobus Steiner. Er war einer der großen Geigenbauer des 17. Jahrhunderts und lieferte seine Instrumente an viele europäische Fürstenhöfe, darunter auch an den Salzburger Hof.
Zu Mozarts Zeit waren die Stainer-Instrumente sogar beliebter (und teurer!) als die der großen italienischen Meister Stradivari und Amati. Heute wechseln Stainer-Geigen für sechsstellige Beträge den Besitzer. Tendenz: steigend.
Das casalQuartett ist immer auf der Suche nach seltenem Repertoire: Bei seinem Auftritt im Mai 2014 bei den Schwetzinger SWR Festspielen spielte es Mozarts Quartett und andere Werke aus der Geburtszeit des Streichquartetts stilecht auf vier historischen Instrumenten von Jacobus Stainer. Zum Beethoven-Jubiläumsjahr entstand in Kooperation mit SWR2 die CD-Serie „Beethovens Welt. Der Revolutionär und seine Rivalen“. Dabei kombiniert das casalQuartett Werke von Beethoven mit denjenigen seiner unbekannteren Zeitgenossen, die zeitgleich entstanden.
Musikstück der Woche Das Cuarteto Casals spielt Haydns Streichquartett C-Dur op. 33 Nr. 3
Mozart hat sie geliebt – die Streichquartette op. 33 von Joseph Haydn. Sie waren ihm Inspiration für eigene Quartette. Auch für andere waren sie das „Mass aller Dinge“. Und selbst Haydn wirbt für sie mit einem eigenen Slogan.