„Suite“, „Symphonette“ oder „Sinfonietta“? Ja was denn nun? Robert Schumann, fantasiebegabt wie kaum einer, komponiert 1841 ein Orchesterstück, das sich den Normen entzieht und hartnäckig so keine Sinfonie sein soll: in seinen Tage- bzw. Haushaltsbüchern nennt er sein Opus 52 unter anderem eine „Symphonette“.
Innerhalb von zwei Monaten, im Frühjahr 1841 unmittelbar im Anschluss an seine erste Sinfonie, entstand Robert Schumanns „Ouvertüre, Scherzo und Finale“ op. 52.
Der Komponist suchte in diesen Umbruchsjahren ein neues Konzept für seine Orchestermusik und experimentierte mit ungewöhnlichen formalen und inhaltlichen Konzepten. So wie er sein ganzes Leben lang nach neuen und die Tradition weiterentwickelnden Modellen suchte, die er als Kompromiss zwischen Gegenwart und Zukunft verstanden wissen wollte.
Er bezeichnete sein Opus 52 auch als Symphonette, als Suite, als Novelle für Orchester oder als Sinfonie gespielt in kleinerem Kreis und machte damit deutlich, dass sich die „Zwischenform“ eindeutig von seinen großen Sinfonieprojekten unterschied.
Auf der Höhe der Gegenwart
„Wer nicht auf der Höhe der Gegenwart steht, wird sich meistens über die Wirkung seiner Leistung [...] im Irrtum befinden“, schreibt Schumann in der Neuen Zeitschrift für Musik schon 1836. In diesen Jahren fällte der Komponist ein solches Urteil, das ihn in den folgenden Jahren maßgeblich zur Neuorientierung seines eigenen kompositorischen Weges führen sollte.
Die Hinwendung zur Sinfonik im Jahr 1841 erlebte Schumann auch als Erreichen seiner eigentlichen kompositorischen Bestimmung. So urteilte Clara Schumann in einem Brief, dass ihr Mann sich damit „auf das Feld begebe, wo er mit seiner großen Fantasie hingehört“. Mit seiner „Symphonette“ setzte Schumann ein Zeichen für einen „nicht verflachten“ Ouvertürenstil, der zwischen den Gattungen steht.
Verkappte Sinfonie oder orchestrales Charakterstück?
Als verkappte Sinfonie, der nur der langsame Satz fehlt, wurde das Werk oft bezeichnet, doch spielen hier zyklische Zusammenhänge wie z. B. bereits in der ersten Sinfonie Schumanns eine eher untergeordnete Rolle. Schumann verstand die drei Sätze als orchestrale Charakterstücke, die auch getrennt voneinander aufgeführt werden konnten.
Den Eindruck von Zusammengehörigkeit fördert immerhin die Tonartenfolge: eine e-Moll-Introduktion, ein E-Dur-Hauptteil, das cis-Moll im Scherzo und das wiederkehrende E-Dur im Finale. Schumann selbst bescheinigt dem „Ganzen einen leichten, freundlichen Charakter, ich schrieb es in recht fröhlicher Stimmung“.
So kann die Ouvertüre mit derjenigen aus Felix Mendelssohn Bartholdys „Sommernachtstraum“ verglichen werden, und das Scherzo wird beherrscht von einer einzigen rhythmischen Figur, einem galoppierenden Motiv im 6/8-Takt. Das Finale revidierte Schumann 1845 gründlich, so verarbeitete er nach den militärischen Signalen des Beginns ein markant rhythmisiertes Hauptthema fugenartig.
Musikgespräch Der Pianist Florian Uhlig über die Gesamteinspielung der Soloklavierwerke Schumanns
„Das Schumann-Projekt hat mich die letzten 12 Jahre in Atem gehalten“, sagt der Pianist Florian Uhlig. Und er schätzt Herausforderungen: Robert Schumann war selbst lange Zeit erfolgreicher Konzertpianist mit geradezu manischem Übekomplex. Seine Werke gelten als sehr anspruchsvoll, technisch wie auch musikalisch. 2021, nach zehn Jahren, hat Uhlig eine Einspielung der Schumannschen Soloklavierwerke abgeschlossen, wie er gegenüber SWR2 berichtet.