Isabelle Faust und Alexander Melnikov sind dieses Jahr Artists in Residence bei den Schwetzinger SWR Festspielen! Im Jubiläums-Jahr stehen natürlich auch Violinsonaten von Beethoven auf ihrem Programm.
Als Musikstück der Woche spielen die beiden Beethovens frühe Violinsonate op. 12 in Es-Dur – ein Stück, das man nicht so oft hört, obwohl sich darin schon Beethovens Ausdrucks-Wut zeigt.
Kratzig, aber selbstgemacht
Beethovens erste Gehversuche auf der Geige waren womöglich Katzenmusik; jedenfalls schildern Zeitgenossen, dass er „nach seinem Sinn ohne Noten“ – also auswendig improvisierend – auf der Violine „kratzte“.
Immerhin wurde dem Vater damals klar, dass in seinem Sohn außergewöhnliche Talente schlummern und er gab dem kleinen Ludwig erste Unterrichtsstunden. 1789, mit kaum 19 Jahren, wurde Beethoven als Bratscher ins Bonner Opernorchester aufgenommen.
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Raus aus dem Schatten!
Zehn Violinsonaten hat Beethoven geschrieben, fast alle in jüngeren Jahren – bis auf die Frühlings- und die Kreutzersonate werden sie selten im Konzert gespielt. Insgesamt stehen die Sonaten für Geige und Klavier im Schatten von Beethovens gigantischem Sonatenschaffen für Klavier solo. Das Jubiläumsjahr ist eine gute Gelegenheit, sie ins Sonnenlicht zu holen.
Antonio Salieri gewidmet - mächtigster Mann in Wiens Musikwelt
Beethoven stellte die Es-Dur-Sonate ans Ende seiner Sonaten-Trias op. 12 und ließ sie 1799 im Druck veröffentlichen. Widmungsträger: der Komponist Antonio Salieri, damals der mächtigste Mann im Wiener Musikbusiness, Hofkapellmeister und aktiv in der Chefetage der Wiener Tonkünstler-Societät. Wer in Wien als Musiker Erfolg haben wollte, musste sich mit Salieri gut stellen.
Ob Salieri die Es-Dur-Sonate goutierte? Wir wissen es nicht. Die zeitgenössischen Kritiker jedenfalls klagten über die „Anhäufung von Schwierigkeit auf Schwierigkeit, dass man alle Geduld und Freude dabey verliert“. Diesem Urteil möchte man heute widersprechen. Es gibt zwar sowohl für die Geige als auch fürs Klavier außerordentlich vertrackte und heikle Stellen.
Aber Freude bringt diese Musik allemal: mit ihrem Ideenreichtum, ihrer Ausdruckskraft, der rhythmischen Energie und der kunstvollen Verzahnung von Klavier- und Violinpart. Wer die Noten genauer unter die Lupe nimmt, entdeckt ein feines Geflecht aus motivischen und tonartlichen Bezügen – eine musikalische DNA, die typisch ist für Beethoven.