Musikstück der Woche

Das Chiaroscuro Quartett spielt Fanny Mendelssohn: Streichquartett Es-Dur

Stand
Autor/in
Felix Werthschulte

„Ich möchte, daß Du mehr auf eine bestimmte Form, namentlich in der Modulation sähest – wenn solche Form zerschlagen werden kann, ist es freilich gut, aber dann muß der Inhalt sie von selbst zerschlagen.“

Der das schreibt, klingt mehr wie ein Lehrer als wie der geliebte und liebende Bruder. Und tatsächlich war die Haltung Felix Mendelssohn Bartholdys gegenüber dem einzigen Streichquartett seiner Schwester ungewöhnlich hart.

Fanny und Felix Mendelssohn waren gleichermaßen musikalisch begabt und haben die gleiche exquisite Musikausbildung genossen. Im Gartensaal des Familienanwesens in Berlin erklang regelmäßig Musik allererster Güte, oft komponiert und aufgeführt von den Geschwistern selbst.

Hier gab sich die Crème de la Crème der Musikkultur die Hand. Trotzdem blieb das Komponieren als Profession dem Bruder vorbehalten. Fanny trat als Pianistin und Komponistin nur sehr, sehr selten in die Öffentlichkeit.

Kritik im Spiegel

War Felix also schlichtweg ein bisschen neidisch, als er die Romanze aus dem einzigen Streichquartett seiner Schwester, das diese gerade einmal mit 29 Jahren komponiert hatte, so harsch für ihre angeblichen Formfehler verurteilte?

Denkbar ist eher, dass er selbst mit den so mit Traditionen beladenen Gattungen wie Symphonie, Klaviersonate und Streichquartett haderte. Dass es dabei weniger um Fanny als vielmehr um ihn selbst ging, gab er auch offen zu: „Ich habe denselben Fehler in manchen neuern Sachen an mir bemerkt, und habe deshalb gut reden, weiß nicht ob ichs besser machen kann…“

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Autor/in
Felix Werthschulte