Musikstück der Woche

Das casalQuartett spielt Haydns "Komplimentierquartett" in G-Dur

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Autor/in
Bettina Müller-Hesse

Abba und die Beatles haben einen berühmten musikalischen Vorfahren: Das Streichquartett. Das sagen die Mitglieder des Schweizer casalQuartetts. Denn im Streichquartett wie im Popquartett hat jede*r seine Rolle und Wichtigkeit. Dass das so ist, verdankt die Musikgeschichte einem großen Wiener Komponisten.

Haydns „Morgensegen“

Joseph Haydn heißt der Mann, der aus den damals beliebten Divertimenti eine neue Gattung entwickelt mit vier gleichberechtigten Personen an den Streicherpulten. Von einer „allgemeinen Sensation“ spricht vor gut 250 Jahren die Musikwelt.

Und der Komponist Ferdinand von Hiller beginnt damals sein Tagewerk, wie er berichtet, mit einem „reizenden Morgensegen“: „Ich lese täglich ein Quartett von Haydn – dem frömmsten Christen kann ein Capitel aus der Bibel nicht wohler tun.“

Der Fürst und seine zwei Komponisten

Haydns Quartette zu „lesen“, mag schon ersprießlich sein, sie zu hören umso mehr. Auch dem großen Beethoven-Mäzen Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz gefallen Haydns Quartette außerordentlich und er ordert 1799 bei ihm einige Quartette.

Parallel dazu beauftragt er auch seinen Schützling Beethoven mit einem Streichquartettzyklus – Gerechtigkeit muss sein – oder vielleicht eher: Konkurrenz belebt das Geschäft? Für Beethoven wird es der erste Zyklus sein. Für Haydn – der letzte.

„Ton des traulichen Gesprächs mit Gott“

Souverän und entspannt, ein echter Meister auf seinem Gebiet, macht sich Haydn ans Werk. Das hört man von Anfang an. Das Quartett klingt elegant und gut gelaunt.

Der 2. Satz ist ein ungewohnt weihevolles, ja romantisches Adagio, von dem der Schriftsteller Christian Daniel Friedrich Schubart schwärmt, es habe den „Ton der Liebe, der Andacht, des traulichen Gesprächs mit Gott, durch seine „drey B die heilige Trias ausdrückend“ (der Satz steht in Es-Dur!).

Das Alte geht – das Neue kommt

Unter seinen fast 70 Streichquartetten gehört Haydns Quartett G-Dur op. 77 Nr. 1 zu den beliebtesten. Haydn plante, in alter Tradition, einen Zyklus von sechs Quartetten zu komponieren, es sind letztlich nur zwei geworden. Grund war sein schlechter Gesundheitszustand und die Tatsache, dass er nebenher noch mit der Theresienmesse und den Jahreszeiten beschäftigt war.

Beethoven wird seinen Zyklus komplett machen und grandios diese für ihn neue Form bedienen. Aber das ist ein anderes Thema.

casalQuartett

Das casalQuartett ist in Zürich beheimatet und wurde 1996 gegründet von Student*innen des Carmina- und des Alban-Berg-Quartetts. Seit vielen Jahren spielen die Musiker*innen regelmäßig auch auf historischen Instrumenten des Tiroler Geigenbauers Jakob Stainer.

Sie beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit frühen Streichquartetten des 18. Jahrhunderts wie etwa von Franz Xaver Richter. Ihre CD mit seinen Werken wurde u.a. mit einem Echo-Klassik ausgezeichnet.

Zeitwor 21.3.1826: Beethovens 13. Streichquartett wird uraufgeführt

Ursprünglich endete Opus 130 mit einer Fuge. Nach heftiger Kritik („…mitunter bizarr schroff und capriciös“) komponierte Beethoven ein neues Finale.

SWR2 Zeitwort SWR2

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Bettina Müller-Hesse