Musikstück der Woche

Mehr zur Brahms' Horntrio Es-Dur op. 40

Stand
Autor/in
Judith Koschmieder

Beim Spaziergang in Lichtental sei ihm morgens, als die Sonne aufging, sein Horntrio in den Sinn gekommen, erzählte Brahms.

Kein anderes seiner Werke ist so mit der Landschaft um Baden-Baden verwoben.

Melodien à la Volkslied

Im Hauptthema des langsamen Satzes Adagio mesto - zu Deutsch „traurig, betrübt, ernst“ – klingt irgendwo das Volkslied „Dort in den Weiden steht ein Haus“ durch, ein Lied, das Brahms von Kindesbeinen an gekannt haben soll. Die charakteristische Nähe zum Volkslied in Brahms' gesamtem Schaffen steht außer Frage, doch auch seine eigenen Melodien gleichen oft den vertraut anmutenden, eingängigen Volksweisen. In diesem volkstümlichen Idiom der Musik Brahms' liegt sicher auch der Schlüssel zum Verständnis des Horntrios. Denn nach seiner Inspirationsquelle befragt, antwortete Johannes Brahms, dass er sich beim „Komponieren stets Volkslieder vergegenwärtige, dann stellten sich ihm die Melodien wie von selber ein.“

Trotz aller inhaltlich-biographische Auslegung ist Brahms' Horntrio vor allem eines: absolute Musik. Musik um der Musik Willen. Ein Werk, das nachklingt, wegen seiner „Schönheit des Klangs [und] der Stimmung“, wie Florence May, die englische Pianistin und Schülerin von Brahms und Clara Schumann, in ihrer Brahms-Biographie 1911 schreibt: Musik, in der die „edle Einfachheit der Themen und der naturgemäße Charakter ihrer Entwicklung [...] selbst den unvertrauten Zuhörer“ zu fesseln vermag.

Sonnenaufgang in Lichtental

Wer übrigens selbst erfahren möchte, in welcher Situation dem Komponisten die Eingebung für das Hauptthema des ersten Satzes seines Horntrios kam, der sollte sich einmal auf einen Spaziergang rund um die Lichtentaler Marienkapelle begeben. Denn, wie auch viele andere musikalische Einfälle, hatte Brahms sich diese Melodie, wie er erzählte, „erwandert“:

„Eines Morgens ging ich spazieren und wie ich an diese Stelle kam, brach die Sonne hervor und sofort fiel mir das Thema ein.“

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Autor/in
Judith Koschmieder