Tanzen statt rasen! In Jean-Batiste Lullys französischer Barockoper „Roland“ wird der Titelheld wahnsinnig: der rasende Roland.
Die Suite aus Tänzen dieser Oper ist nicht verrückt, sondern einfach nur wahnsinnig schön.
Karrieregeil? Oui!
Nicht gerade vom Tellerwäscher zum Millionär hat Jean-Baptiste Lully es gebracht, aber immerhin vom Küchengehilfe zum Leibkomponisten des Sonnenkönigs, ausgestattet mit allerhand Privilegien und einem traumhaften Etat.
Lully beherrschte die Gesetze der Tonkunst genauso virtuos wie diejenigen der Intrige, und er soll ein überaus cholerischer und skrupelloser Mensch gewesen sein. Man glaubt es kaum, wenn man seine eleganten, mit feinen Ornamenten verzierten Melodien hört. Lully stammte ursprünglich aus Florenz – Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet ein Italiener zur Galionsfigur der französischen Barockmusik wurde.
Marketing im Barock – bien sûr!
Ludwig XIV. war ein begeisterter Tänzer und trat als junger Mann am liebsten in der Rolle des Sonnengotts Apollon auf – daher auch sein Beiname „Sonnenkönig“. In Lully fand der König den idealen Komponisten, der seine Passion für den Tanz teilte und sie mit der passenden Musik ausstattete: Lully hauchte dem französischen Ballett neues Leben ein, machte es kraftvoll, technisch präzise, spektakulär.
Und trug so natürlich dazu bei, dass der König sich noch besser in Szene setzen konnte. Auch in Lullys Opern spielt der Tanz eine Hauptrolle: Höhepunkt in jedem Akt ist ein großes Divertissement, in dem sich Hirten, Helden oder Götter auf der Bühne tummeln und zu ausschweifenden Tanzfesten zusammenfinden.